Der Entwickler des dünnsten Kondoms der Welt

… ist Oliver Gothe. Meint zumindest KNEWS.Media Deutschland (Archiv). Nun gut, Oliver Gothe ist ja in der Kondombranche kein Unbekannter; aber gleich „das dünnste Kondom der Welt“? Mit 0,045mm? OK, das ist schon dünner als der Standard, aber ehrlich: Kondome unter 0,05 mm Dicke gibt es schon seit einigen Jahren. Mit 0.045 mm lockt man keinen mehr hinter dem Ofen hervor.
Beispiele? Gerne: Die ersten in dieser Größenordnung waren m.E. Medical Latex (gehörte damals zu Beiersdorf, jetzt zu Karex) mit ihrem „AirThin“-Kondom, das zuerst unter der eigenen Marke „ESP“ vertrieben (ab 2014 auch in Deutschland erhältlich gewesen) und später auch in Produktreihen anderer Marken verwendet wurde; mittlerweile sind derartige sehr dünne Kondome auch von anderen Herstellern zu beziehen – von Karex, dem größten der Branche, natürlich, aber auch von Richter Rubber und anderen. Andere Hersteller bleiben sogar schon unterhalb der 0,04mm, wie Nulatex (ebenfalls in Malaysia) oder Okamoto (aus Japan). Man hat als „Entwickler“ also freie Wahl, welchen Hersteller man mit der Produktion der Kondome beauftragen möchte.
Richtig obsolet wird der Claim des „dünnsten Kondoms der Welt“ natürlich, wenn man nicht nur auf Latexkondome (also Kondome aus Naturkautschuk, vulgo: Gummi) schaut, sondern auch latexfreie Kondome mit einbezieht – hier sind wir schon bei unter 0,02 mm (Sagami) oder gar 0,008mm (UNIQ), also locker 5 x dünner als Herrn Gothes „dünnstes Kondom der Welt“ 🙂
Einer Auswahl von sehr dünnen Kondomen gibt es in der Kondomotheke (da sind die FairSquared Ultimate nicht dabei – warum? Weil sie vom Hersteller als Kondome mit 0,046 mm Wandstärke (Archiv) vertrieben werden und damit nicht mehr in die Gruppe „extrem dünn – unter 0,045mm“ fallen), und da sind viele in Europa nicht erhältliche Sorten und Marken noch gar nicht dabei (schaut mal in die USA oder zur anderen Seite der Welt nach nach Hongkong usw).
Egal. PR kann er, das muss man ihm lassen, und die Kondome sind natürlich sehr gut, gar keine Frage.
Ob „das dünnste Kondom der Welt“ entwickelt zu haben nun sein tatsächlicher Anspruch ist, sei dahingestellt; die von KNEWS angegebene Quelle (T-Online Nachrichten für Deutschland (Archiv) spricht zumindest vom „dünnsten Öko-Kondom“ der Welt (was natürlich nicht „aus Köln kommt“, sondern aus Malaysia. Nur um das mal gesagt zu haben). Was uns nun aber wieder rätseln lässt: was genau ist ein „Öko-Kondom“? Erklärt wird es dort jedenfalls nicht. Aber das ist vielleicht Stoff für einen anderen Beitrag 🙂

Unterhose

Fangen wir mal mit einem Screenshot an:

Was soll man dazu noch sagen… Verhütung per Unterhose (Archivversion) also. Funktioniert bestimmt genau so gut wie Verhütung per Apfel („statt Sex zu haben lieber einen Apfel zu essen…“, alte Volksweisheit).

Konkret funktioniert die Verhütungsunterhose so: Sie hebt die Hoden näher an den Körper und erwärmt diese um rund 2 Grad. Dadurch wird die Spermienproduktion deutlich heruntergefahren. Gemäss Wissenschaftlern sollten Männer das Stück rund 15 Stunden täglich tragen.

Ich weiß ja nicht, Leute… aber wer tut sich sowas an? 15 Stunden unangenehme Kneifunterhose, lediglich für eine Verschlechterung der Spermienqualität und -menge? Es ist ja nicht so, dass das wie eine temporale Vasektomie wirken würde – und wir alle wissen doch auch, dass es für eine erfolgreiche Befruchtung nur ein einziges Spermium braucht. Um erfolgreich und sicher zu verhüten, darf also kein Spermium durchkommen – und das funktioniert bekanntlich nur bei Apfel (= Enthaltung), Vasektomie(= Durchtrennung des Samenleiters), oder Kondom (oder wenn man halt gar keine Hoden mehr hat, klar. Eunuchen sind verhütungstechnisch klar im Vorteil). Alles andere ist Spiel auf Risiko.

Gras-Kondome

Nein, nicht was Ihr jetzt denkt. Erstens sind die Grünen plötzlich gar nicht mehr so grün, wenn es um die Einlösung von Wahlversprechen geht, und zweitens gibt gab es zwar „Cannabis-inspirierte“ Kondome (und auch Kondom-Schachteln aus einem „innovativen Mix von Grasfaser und Recycling-Papier“), aber in der Tat keine aus Gras hergestellten Kondome.
Das ist sehr schade, denn es gab da vor sechs, sieben Jahren mal eine sehr gute Idee aus Australien; man wollte Latex durch Nanozellulose aus Spinifex-Fasern verstärken und so dünnere und gleichzeitig haltbarere Kondome schaffen. Entsprechende Pressemeldungen und Berichte liefen 2016 öfters mal durch die Ticker, aber nach einem letzten Bericht von 2018 (in dem schon von Kondomen nicht mehr die Rede war, sondern nur noch von „natural rubber for the railway, construction and mining industries“) hat man nichts mehr davon gehört oder gelesen.
Vielleicht weiß ja jemand von Euch da draußen mehr? Mich würde es freuen…

Von wegen kurios

Warum sind Diebstähle von Kondomen in der deutschen Presse immer „kurios“? Gut, nicht immer, aber so häufig, dass es schon richtig unangenehm auffällt – und zwar quer durch Sortiment, vom Boulevard bis vom Qualitätsjournalismus™:

Was ist daran nun so besonders „kurios“? Klau ist Klau, und geklaut wird bekanntlich alles, was man wegschleppen kann. Mal dies, mal das, ganz nach Vorliebe und Geschmack. Warum also nicht Kondome? Das ist Diebesgut wie alles andere, egal ob für den Eigengebrauch oder fürs Weiterverhökern. Nicht, absolut gar nichts daran ist irgendwie „kurios“. Grummel.