Verhütung revolutionieren? Nicht.

So gehts natürlich auch:

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Ja, klar. Wer seine eigenen Kunden schon für so doof hält… aber gut, schauen wir uns doch mal an, was KUGELSICHER™ so anbieten möchte – wenn sich das Unternehmen SK Brand Export UG (haftungsbeschränkt) aus Sulzfeld schon die Mühe macht, dieses alltägliche Wort nicht nur als nationale, sondern auch gleich als internationale Marke zu registrieren. Lustig ist natürlich, dass das Markenregister die Firma „SK Brand Export UG (haftungsbeschränkt)“ als Markeninhaber aufführt, auf der Website (Archiv) ganz unten jedoch steht „KUGELSICHER™ ist eine eingetragene Marke der Gablenz & Company GmbH“ (Die Firma Gablenz & Company GmbH sitzt in einem Co-Working Space in Frankfurt). Egal, nicht mein Problem.
Was wollte ich eigentlich… ach ja. Klar, es müssen Kondome sein (wer hätte das gedacht), aber sie sind natürlich NICHT kugelsicher, sie heißen nur so. Hahaha, wie lustig. Und es steht ja auch auf der Website, ganz, ganz klein zwar und ein wenig versteckt: „Die Kondome von KUGELSICHER™ sind aus NaKa-Latex und nicht tatsächlich kugelsicher“, man will ja sicher rechtlich sauber bleiben. „NaKa-Latex“, liebe doofe Kunden, ist übrigens Naturkautschuk-Latex, also Gummi – das gleiche Material, aus dem 99% aller anderen nicht kugelsicheren Kondome auch sind.
Also. Ein Kondom. Aus Latex. Vegan, natürlich. Dünn. Bei weitem nicht das dünnste auf dem Markt („Das 0,05 mm Feeling ist optimal: Dünner ginge zu Lasten der Dehnbarkeit“ – na ja, nicht wirklich, aber sei’s drum. Irgendwie muss man das ja anpreisen, und Kunden sind eh doof und haben keine Ahnung), aber gut. Und eine Blechbüchse dazu. Sonst nix (die Werbeartikel zähle ich jetzt mal nicht als Produkt, OK? Danke), aber es gibt eine Geldeinsammelseite (Archiv, Stand von heute), und da steht zusätzlich noch „laut dermatest Institut „SEHR GUT“ (02/2020) hautverträglich“. Interessant, vor allem da das Kondom ja noch gar nicht erhältlich ist – laut der verlinkten Startnext-Seite soll erst nach Erreichen des ersten Etappenzieles von 25.000 Euro (Stand heute: 189 Euro) die erste Charge Kondome produziert werden. Aber egal, geschenkt, Kunden sind doof, wissen wir ja. Apropos hautverträglich und Dermatest – wer wissen will, was das konkret bedeutet, kann bei Ökotest nachlesen:

Dabei wird das Mittel mehreren Testpersonen auf die Haut aufgetragen und mit einem Pflaster abgeschlossen. Frühestens nach 24 Stunden wird das Pflaster entfernt und die betroffene Hautstelle von einem Hautarzt auf mögliche Irritationen untersucht. Noch zwei weitere Tage wird die Stelle beobachtet.

Wobei ich jedoch bezweifle, dass man den 30 Probanden das Stückchen Gummi da festgetackert hat, wo es auch zum Einsatz kommen sollte… aber egal. Ein Testsiegel für den doofen Kunden, je mehr, desto besser. Und wenn es das Kondom noch gar nicht gibt, was wir testen wollen, nehmen wir halt ein anderes. Oder so. Wer weiß…

Eins noch: Das hier:

„Wusstest du, dass namhafte Kondom-Brands in Niedriglohnländern wie Malaysia, Thailand oder China herstellen, um Profite zu maximieren? Ja, genau die Hygieneartikel, denen du Deine Verhütung und den Schutz vor Krankheiten anvertraust!“

ist sowas von billig, da bliebt einem glatt die Spucke weg. Sich auf einer Um-Geld-Bettel-Seite darüber zu echauffieren, dass Unternehmen Profit machen.. aber was rege ich mich auf, wer seine eigenen Kunden so offensichtlich für doof hält, der begreift auch nicht unbedingt, dass es sinnvoll ist, die frische Latexmilch dort zu verarbeiten, wo sie geerntet wird – zum Beispiel in Malaysia oder Thailand. Um die dort erzeugte Latexmilch in Deutschland zu verarbeiten, muss sie nämlich monatelang (und zur Erhaltung der Halt- und Verarbeitbarkeit stark chemisch behandelt) um die halbe Welt geschippert werden. Ihr könnt ja auch mal googeln, was eine andere „Wir haben nur ein Kondom mittlerweile gar zwei Kondome“-Firma zum Thema „Produktion in Südostasien“ schreibt und warum die das im Gegensatz zu Euch ein wenig anders sehen.
Und zu dem „zu einem fairen Preis für deutsche Handarbeit“ sei nur angemerkt, dass Euer Hersteller so gut wie alles maschinell und automatisiert macht. Und das ist auch gut so, denn Kondome in Handarbeit herzustellen ist nicht wirklich praktisch, und da kämt Ihr bei deutschen Löhnen mit 25.000 Euro nicht weit. Aber egal, Kunde doof, bombardieren wir ihn mit buzzwords, er wird’s schon schlucken. Dann packen wir noch ein wenig Goethe drauf, wir sind im Land der Dichter und Denker, und machen uns ganz revolutionär über unseren eigenen Hersteller mit seinen „spätpubertär gestalteten Kartons“ lsutig, hach, ja, das tut gut.

Den Rest könnt Ihr auch selbst durchlesen. Ich bin raus. Viel Erfolg.

Denk‘ ich ans Deutsche in der Nacht…

(was ich nicht tue, denn ich möchte ungern um den Schlaf gebracht werden), so verschiebe ich das auf den Tag und weiß trotzdem nicht, ob ich mich amüsieren oder ärgern soll.
Lest mal diesen Artikel (Archiv-Version). Kommt ihr auf mehr oder weniger als 10 Fehler in diesen zwei Absätzen + Zubehör? Na? Genau. Brrr. Mich interessierte natürlich insbesondere dieses Satzgespann:

Und auch Kondome sind nicht die besten Freunde unserer Natur. Doch mittlerweile kann man sogenannte Fair-Trade-Kondome kaufen, die vegan sind, komplett auf Tierversuche verzichten und aus umweltschonenden Naturkautschuklatex hergestellt werden.

Oh, die bösen Kondome. Sie sind nicht die besten Freunde unserer Natur? Wirklich nicht? Nein, es müssen Fair-Trade-Kondome sein, weil diese – trara! – aus „umweltschonenden (sic!) Naturkautschuklatex“ bestehen! Ja! Denn diese normalen, immer „handelsüblich“ genannten bösen Kondome-die-nicht-Freunde-der-Natur-sind, sie bestehen aus … äh… Naturkautschuklatex. Oh.
Liebe MISSetäter(innen?), das besondere an Fair Trade ist nicht der Naturschutz, es ist der faire Handel und die faire Entlohnung der Produzenten. Kann man überall nachlesen. Hat mit „Green Sex“ nichts, nada, gar nichts zu tun. Auch nicht mit „vegan“, denn es gibt jede Menge Fair-Trade-Produkte, die mit „vegan“ gar nichst am Hut haben. Denn „vegan“ bedeutet nicht „naturnah“ oder so, sondern (zusammengefasst) ohne tierische Bestandteile und tierleidfrei. Was übrigens dank moderner Fertigungsverfahren und neuer Rezepturen auf so viele Kondome zutrifft, dass es eigentlich bald kein Alleinstellungsmerkmal mehr ist. Viele vegan produzierte Kondome haben lediglich keine Lust, teures Geld für so ein Siegel zu löhnen – wenn wir schon dabei sind, die Sprache zu vergewaltigen, und die Kondome vermenschlichen – die, die keine Freunde der Natur sind (schluchz) und auch die, die keine Tierversuche durchführen.
Apropos „umweltschonend“. Wusstet Ihr, dass auch bei der Herstellung der tollsten, vegansten, fairstgetradeten (usw.) Kondome neben der Latexmilch jede Menge Chemikalien benötigt werden? Wüde man tatsächlich nur die reine Latexmilch verwenden wollen, könnte man damit nichts anfangen – weder Kondome noch sonstige Gummierzeugnisse sind ohne große Mengen Chemie und Energie produzierbar. Und für die Siegelfolie braucht man Aluminium. Und bösen Diesel braucht an auch, um die Dinger zu transportieren. Lässt sich alles ergoogeln 🙂
Trotzdem sind, summa summarum, Kondome immer noch besser als die Pille. Für den Menschen. Klar. Aber man sollte vielleicht doch lieber auf dem Teppich bleiben: Egal, wie Du Sex hast und was Du verwendest – es spielt für die Umwelt schlicht keine Rolle.

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Content-Klau ist ja im Web nichts neues; für viele Seitenbetreiber ein ewiges Ärgernis, aber meist muss man eben schulterzuckend darüber hinweg sehen, die Verantwortlichen bekommt man ohnehin nie in die Finger. Richtig fies wird so etwas aber dann, wenn dadurch – beispielsweise – ein veganes Produkt dadurch in einen bestimmt nicht intendierten Zusammenhang mit Tieren (und deren Ausscheidungen) gesetzt wird:

Ich vermute, dass die Domain keinem guten Zweck dient – im Gegensatz zu den dort „beworbenen“ Einhorn-Kondomen. Wem so etwas also ins Postfach gespült wird: nicht draufklicken. Zur echten Einhorn-Seite geht’s hier.

„Erster!“, ruft der Letzte

Und wieder hat einer den Schuss nicht gehört. Denn, man höre und staune, es gibt nun

Johoho, und ’ne Buddel voll Rum. Mehr als ein Jahrzehnt gibt es hierzulande schon vegane Kondome (ja, auch in Österreich, lieber „Journalist“ Manfred Sax vom Wiener) – was natürlich niemanden daran hindert, das Gegenteil zu behaupten. Zumindest in der Überschrift (im Artikel ist vom „ersten“ veganen Kondom keine Rede mehr), was das ganze dann natürlich – wie erwartet – zu einem lahmen Clickbait abqualifiziert, denn eigentlich ist so ein einzelnes, einfaches, simples Kondom nun wirklich keine Nachricht wert.
Es geht um HANX (Produktmerkmale: „100% natural, Fair trade, Vegan-friendly, Clean scented, Ultra-thin, transparent, smooth, contoured, lubricated and 52 mm Nominal Width“), ein simples Kondom in einer Dreierpackung, aber „the world’s only luxurious condom designed by women for women […] designed to empower women […] condoms that women are proud to be seen with and carry.“

Man kanns auch übertreiben.