Anthony Comstock, der Feind des Kondoms

Anthony Comstock, 1844-1915: Kennt den eigentlich jemand? Ist ja hierzulande nicht so sehr bekannt, um so mehr jedoch jenseits des großen Teiches- nämlich als einer der größten Eiferer in seinem Kampf gegen den freien Zugang zu Erotik und Verhütungsmitteln. Den kann man sich – in seinen Anfangszeiten – richtig so als Blockwart vorstellen:

The biggest contributor to igniting Comstock’s mission to rid of any and all obscene material was when one of his dear friends died. Comstock blamed his death on him being „led astray and corrupted and diseased“. As for a person to blame, Comstock laid all of it on Charles Conroy, who had sold his friend „erotic materials“ from a basement on Warren Street. After this incident, he continued the crusade throughout his neighborhood and while doing so, kept a ledger that had a record of every arrest he had made.

Das Problem jedoch war, dass er es letztlich schaffte, seine prüde und lustfeindliche Einstellung in US-Bundes- und Landesrecht gießen zu lassen und damit die Grundlage legte für die in den USA heute immer noch zu beobachtende Prüderie im Hinblick auf Nacktheit, Erotik und ja, natürlich auch Kondome.
Hallie Lieberman schrieb in ihrem Aufsatz A Short History of the Condom:

Just as condom innovations were on the rise, in 1873, the condom industry hit a snag. American reformer Anthony Comstock got his so-called Comstock Law passed. The Comstock Law banned people from sending condoms—and other contraceptives and “immoral goods,” including sex toys—through the mail. Most states also created their own “mini-Comstock” laws, some of which were stricter. Condoms didn’t disappear, but were forced to go underground.

Solche Leute darf man nicht vergessen, wenn man sich heute über rückständige Einstellungen in manchen Teilen der Welt ärgert – oder das so offene und freigeistige Wesen des Westens lobt. Vor kurzem war es hier nämlich noch ähnlich, aber wir verdrängen nur all zu gerne, wie verdammt lange man eigentlich braucht, um Dinge wirklich zu ändern.

Das Kondom des Herrn Assange

Auf dem als Beweis­mittel eingereichten Kondom konnte keine DNA von Assange oder A. A. nachgewiesen werden.

Egal wie man zu Julian Assange steht: Dieser Artikel (Archiv-Version) des UNO-Sonderberichterstatters Nils Melzer hat es in sich – und zwar nicht nur in der Frage, ob das Kondom denn nun kaputt gegangen oder kaputt gemacht wurde. Dringende Leseempfehlung zum Sonntag.

SL, UT: Garys Verklemmtheit in Salt Lake City, Utah

SL, UT ist die (aus postalischen Kreisen bekannte) Abkürzung für Salt Lake City, Hauptstadt und Beamtenhochburg des US-Bundesstaates Utah, der bisher eher wegen der dort zuhauf anzutreffenden Mormonen als wegen seines verklemmten (hatte ich nicht gerade gestern was über Verklemmungen? Was für ein Zufall…) Gouverneurs bekannt ist. Sonst nichts. Wer da etwas anderes hineininterpretiert, gilt (jedenfalls unter Mormonen) wohl schon als schwerer Fall…
HIVandMe.comEgal. Wie jedenfalls der SPIEGEL unter Berufung auf CNN meldet (und letztere haben es vom Lokalsender KSTU, der sich aber aus Deutschland nicht so ohne weiteres aufrufen lässt), hat sich ebenjener Gouverneur, ein Herr namens Gary Herbert, selbst (natürlich) Mormone und Republikaner, von der witzigen Idee, Menschen mithilfe manchmal zweideutiger Beschriftungen (siehe Bild; Link führt zur Bildquelle CNN) auf die Vorteile von Kondomen und deren Beitrag zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung von AIDS (etc.) hinzuweisen, seine eigenen Bürokraten, die zu selbigem Behufe eine (zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags seltsamerweise nicht erreichbare) Website eingerichtet hatten, um die Vermeidung derartiger Anspielungen „gebeten“, mit der aus straff regierten Ländern bekannten Folge…

The Department of Health apologized and said that the designs did not go through necessary approval channels and that they have asked their partners to stop distributing immediately.

… dass sich das in dieser Kampagne federführende Gesundheitsminiterium wortreich beim Chef entschuldigt, die Verteilung des anstößigen Materials unverzüglich einstellen lässt und die zuständigen Mitarbeiter hingerichtet und ihre Familien verstoßen werden.
Und wenn Ihr jetzt denkt, jetzt sind da 100.000* Kondome für’n Arsch – dann hütet Euch, sowas auszusprechen (jedenfalls in Salt Lake City), denn das sind sie eben nicht mehr, verstanden!

*Klingt viel, ist es aber nicht wirklich. 100.000 Kondome passen, gut verpackt und gesichert, und ohne die Werbeverpackungen außenherum gerechnet, auf eine einzige Industriepalette.

Samenraub

…geht heutzutage, dank guter Kondome. eigentlich recht einfach (insbesondere natürlich, wenn man es den Möchtegern-Räuber(inn)n auch noch leicht macht, indem man die zu entsorgenden gefüllten Kondome, beispielsweise, zugriffsgerecht in der Mülltonne am Straßenrand deponiert (oder so). So soll es sich angeblich in den Hamptons derzeit des öfteren zutragen, fasst Hadmut Danisch eine Meldung der New York Post zusammen:

Es sei eine Masche vieler Frauen, beim Sex irgendwie das Verhüterli loszuwerden, schwanger zu werden und dann den reichen Typen auszunehmen. Auch die sichere Entsorgung gebrauchter Kondome sei inzwischen problematisch, weil Frauen sich die schnappen und den Inhalt nutzen.

Tja. Kondome schützen. Aber nicht vor Gier. Leider.

(Mal echt jetzt… Wer ist so bescheuert, frisch gefüllte Kondome so zu „entsorgen“, dass einfach eine(r) daherkommen kann und die ausschlürfen? Und wer benutzt sowas? Es steht doch kein Namensschild „proudly filled by Richie Rich“ oder so am gefüllten Kondom… und wenn man nun den, sagen wir mal, ichsabfall vom unterbezahlten Hausmeister mit Migrationshintergrund erwischt? Da ist dann nix mehr mit Alimenten satt… Nee, Leute. Die spinnen, die Amerikaner. So oder so.)