Langlebig und leicht zu reinigen

Johoho, und ’ne Buddel voll Rum – dabei ist doch erst morgen Silvester. Aber bei so was muss ich meine aufkeimende Aggressivität dann doch mit etwas stärkerem bekämpfen:

Die Durex-Love-Collection ist also langlebig und leicht zu reinigen!? Gut, was das langlebig angeht – 31 Kondome können theoretisch schon ein paar Jahre reichen (oder aber auch nur ein paar Tage, hmnja) – mag ich mich ja noch anschließen, aber „leicht zu reinigen“?
Meine erste Reaktion auf diese Meldung in meinem Google Alert war nach einem kurzen Blick auf das Snippet „Ey, Durex, habt Ihr einen unwissenden Praktikanten auf Euren Shop losgelassen!?“, aber dann musste ich feststellen, dass da zwar „Durex-Shop“ steht, der Link aber mitnichten zu Durex geht; die können also nichts dafür. Der Link geht zu einem seltsamen „Shop“ ohne Impressum mit teil französischen Texten (zu AGB, Rückgabe und Datenschutz), die sich auf ganz andere Domains beziehen und in denen nirgends Angaben zum Betreiber zu finden sind. Es gibt auch keine Widerrufsbedingungen nach geltendem Standard, und Zahlungen nur im Voraus. Da sollten alle Alarmglocken klingeln. Die URL ist www.condomsselling.com (und nein, ich verlinke das hier nicht); wer sich das also antun will, ist gewarnt.

Der Markt für Sprühkondome wird zwischen 2023 und 2030 voraussichtlich stetig wachsen

Johoho, und ne Buddel voll Rum. Ganz bestimmt.
Da hat ein Kollege mal einen Hoax in die Welt gesetzt (ja, das berühmte „Spray Kondom„), und der ist nicht tot zu kriegen. Der Hoax, nicht der Kollege (nicht dass das jemand falsch versteht. Der Kollege ist lieb und nett und lacht sich wahrscheinlich jedes Mal ins Fäustchen. Und es war ja nicht sein einziger Hoax. Aber gut).
Also: Es gibt kein Sprühkondom. Gab es nie. War nur’n Witz.
Was ein paar Geschäftlmacher nicht daran hindert, immer wieder „Berichte“ (Archiv) zu erfinden über den „Markt für Sprühkondome“, die ganz passable Kandidaten für ein Wirtschafts-Bullshit-Bingo darstellen:

Um die gewünschten Daten zu untersuchen, werden primäre und sekundäre explorative Techniken verwendet. Verschiedene Aspekte der Unternehmen werden untersucht, um die genauen Daten des Kondom zum Aufsprühen-Marktes zu liefern. Jüngste Entwicklungen und Trends werden in dem Studienbericht ausgearbeitet und vermitteln eine klare Vorstellung von den laufenden Strategien in Unternehmen. Es konzentriert sich auf die dynamische und statische Sicht auf den Markt, die die Entscheidung über den Arbeitsrahmen der Branchen fördert. Verschiedene führende globale Wettbewerber werden analysiert und geben einen klaren Überblick über den Wettbewerb auf nationaler und globaler Ebene.

Und wer ist da jetzt der „wichtigste Akteur“? GirlPlay (Archiv). Angeblich ein studentisches Projekt zur Entwicklung eines (Trommelwirbel!) Spray-On-Kondoms. Von 2015. Wobei… bei dem desolaten Zustand der Universitäten in den USA kann das durchaus ernst genommen worden sein.

Girlplay is the outcome of creating a brand from mission, vision, branding and packaging. Girlplay is a condom company mainly aimed at bold and daring women, changing the whole experience of love-making. It produces a line of spray-on condoms that uses the latest technology to fit each and every size, for both male and female. These spray-on condoms are made for the perfect fit, and function like spray-on bandages in the marketplace today. […] The idea of the spray on condom extends a conventional condom’s life span, increases convenience, and changes the very action of putting on a condom. Also, it is the first existing condom kit, named the lover’s kit. The lovers’ kit includes various parts to it, a spray on condom for him and her, a drawer of conventional condoms, a smart bra, which are all managed by the remote control. The remote control is able to control the condom’s various effects, modes, and flavors, as well as being able to unhook the smartbra with just a button.

Also, Herr Kollege: Inspiration oder einfach nur Me-Too?
Den erwähnten Bericht kann man tatsächlich kaufen. Ist ja auch wichtig, denn schließlich enthält er „aufschlussreiche Beobachtungen, Informationen, tatsächliche Daten, von der Branche verifizierte Marktdaten“ sowie eine „qualitative und quantitative Analyse des Marktes auf der Grundlage einer Segmentierung, die sowohl wirtschaftliche als auch nicht-wirtschaftliche Faktoren einbezieht“ und natürlich „Marktwertdaten (Mrd. USD) für jedes Segment und Teilsegment“. Dafür gibt man doch gerne 3,500 US-Dollar aus.