Schon wieder: ein Kleid aus Kondomen (gähn)

Ja, es hat wieder einer getan, und wieder wird die Clickbait-Maschine angeworfen, denn das ist ja so einzigartige, gewagt, experimentell, kurios, erzieherisch, … (hier noch mindestens 10 beliebige Trigger-Adjektive einfügen): DESIGNER STELLT KLEID AUS KONDOMEN HER – DER HINTERGRUND IST ERNST (Archiv):

Ob sich diese Mode durchsetzen wird? Designer und YouTuber Gunnar Deatherage sorgte in den vergangenen Tagen mit einem Kleid der ganz besonderen Art für Aufsehen in den sozialen Medien: Der US-Amerikaner stellte ein Outfit aus Kondomen her! Doch die witzig-anmutende Aktion hatte einen ernsten Hintergrund. […] In einem YouTube-Shorts-Video erklärte er der Welt wie es zu Entstehung des kuriosen Kleides kam: Der Designer tat sich mit dem „Los Angeles County Departement of Public Health“ zusammen, um aus abgelaufenen Kondomen ein „Kunstprojekt mit erzieherischem Wert“ zu kreieren – passend zum „World AIDS Day“ Anfang des Monats.

Jo. Sooo cool.

„Das „Material“ aus dem dieses Kleid hergestellt wurde, lässt Lachtränen fließen“

Is ja ’n Ding. Gabs noch niiieeeee! Oh, warte…

Na ja, nicht jeder googelt gerne. Aber sich als „Designer“ feiern zu lassen, wo man doch bestenfalls nur Kopierer ist, ist schon irgendwie… amerikanisch.

Frauenmode? Natürlich aus Frauenkondomen

(C) PATH/Patrick McKern
© PATH/Patrick McKern
Gelegentlich machen ja mal schicke Fotos die Runde, auf denen hübsche Frauen in aus Kondomen zusammengesetzten Kleidern zu sehen sind – was allerdings neu ist, sind Kleider aus Femidomen (Frauenkondomen). Ein Artikel auf Grist.org macht mich auf diese Galerie von Femidom-Mode aufmerksam, die ich Euch hiermit wärmstens anzuschauen empfehle. Die Organisation PATH möchte damit auf Probleme der Geburtenkontrolle aufmerksam machen.
Schönes Wochenende!

Geile Bescherung!?

Mit dem Aufmacher „Geile Bescherung“ vermeldete die Online-Ausgabe des „Berliner Kurier“ gestern: Frank Zander verteilt 5000 Kondome. Fein, mag man da denken, das ist ganz toll vom alten Frank; 5000 Stück müssen erst mal an den Mann gebracht werden, das ist auch für einen rüstigen Rentner wie Zander (68) nicht ganz einfach.
Aber halt, im Artikel steht nach der Information, dass Zander „2700 Berliner Obdachlose wieder zum traditionellen Gänse-Essen“ einlädt: „In diesem Jahr beteiligt sich auch die Internet-Plattform berlinintim.de. Und die spendet den Bedürftigen 5000 Kondome.“ So haben es die Berliner Obdachlosen jetzt viel besser; sie können sich zusammentun und aus all den Kondomen einen Regenmantel nähen, oder ein Kleid nach chinesischem Vorbild.
Das Event hat mittlerweile (schließlich findet es bereits zum 16. Mal statt) eine eigene Homepage und mehr Medienrummel, als den Obdachlosen vielleicht lieb wäre. Zumindest als Vehikel für Eigenwerbung ist es anscheinend Plattformen wie BerlinIntim.de gut genug – ob es sinnvoll ist oder nicht. Denn was nicht passt, wird passend gemacht:

Jetzt will BERLINintim auch ein Zeichen gegen die fortschreitenden Infektionszahlen an HIV und anderen Geschlechtskrankheiten setzen (…) Kondome werden mittlerweile in der Gesellschaft akzeptiert, daher ist es nicht stillos, Kondome zu verschenken. Da Kondome leider relativ teuer sind (im Schnitt kosten sie zwischen 50 Cent und 2 €/Stück), verzichten viele Sozialschwache auf die Gummis. Zu Lasten der Gesundheit.

Hm. Meines Wissens gibts Kondome erstens schon ab 10 Cent pro Stück (und nach oben hab ich auch schon welche mit mehr als 5.- Euro pro Stück gesehen) und in AIDS-Hilfe-Einrichtungen gratis und ohne Medienrummel. Als Obdachloser mit Kondombedarf würde ich also eher zur Berliner AIDS-Hilfe gehen statt zur Selbstbeweihräucherung eines Erotikportals.
Nichts für ungut, lieber Frank Zander, aber bei einer Obdachlosenspeisung sollte man sich seine Werbepartner sorgfältiger aussuchen.

EDIT 21.12., 09:39: Der Stadterotiker zweifelt an meinen Angaben, dass es für Endkunden Kondome für 10 Cent gibt. Guckst Du hier:
ON) Natural Feeling, 200 Stück für 17,99 = 8,9 Cent pro Stück; die Preise bei eBay fangen auch in diese Größenordnung an. Packungen mit 500 oder mehr Kondomen sind natürlich noch preiswerter, für Obdachlose aber nicht zu empfehlen, da eine sachgerechte Lagerung nicht sichergestellt werden kann. Aber auch bei Kleinpackungen kann man wesentlich günstiger einkaufen als für 50 Cent pro Stück: eine Dreierpackung für 47 Cent gibt es bei Eis.de, das macht knapp 16 Cent pro Stück.