Solche Mimosen

Früher™ waren Kondome auch nicht so empfindlich, oder? Da waren die noch aus guten Fahrradschlauchgummi und nicht so leicht kaputtzukriegen. Aber heute… Nicht mal ein bisschen Hitze vertragen die noch.

Wie soll denn das weitergehen, mit Klimaerhitzung und -katastrophe und allem… die Hersteller müssten wirklich mal auf die Zeichen der Zeit achten und sich um die Entwicklung von COA(„Climate Overheating Approved“)-Kondomen kümmern. Da könnte man dann auch gleich mal ans Ressourcenschonen gehen und den Unsinn von wegen „nur einmal verwenden“ abschaffen. Ein Kondom pro Familie und Jahr sollte doch reichen. Wenn man überlegt, um wieviel Tonnen schwer abbaubaren Gummi das unsere Öko-Bilanz erleichtern könnte… Halleluja.

Der Flop mit den Gratis-Kondomen

Erinnert sich noch wer? Seit Anfang dieses Jahres sollten Kondome für Jugendliche in Frankreich gratis sein; ich hatte vor einem Jahr schon meine Zweifel angemeldet, ob und wie das funktionieren sollte.
Nun, long story short: Nope, es funktioniert nicht. Zumindest nicht so, wie es euphorisch vorab gefeiert wurde. Ich habe mich bei Kondomhändlern in Frankreich erkundigt (denen geht es nach wie vor gut, niemand hat deswegen seinen Shop dichtmachen müssen), und der Tenor wird von meinem Kollegen M. ganz gut auf den Punkt gebracht:

I asked some pharmacists, and now it’s a flop. It’s not a competition to the regular business, as once a condom is inside a pharmacy retail, it can’t do advertising on this model. And the range of condoms are limited. Another thing, a model sold inside a pharmacy network can’t be sold in the regular retail network!

Kurz gesagt, die Gratis-Abgabe stellt keinerlei Konkurrenz zum normalen Geschäft dar, denn die Hersteller/Anbieter der dort angebotenen Sorten dürfen für diese Sorten keine Werbung mehr machen, und das Anbieten dieser Sorten im regulären Handel ist auch nicht mehr möglich. Dadurch ist das Angebot an Gratis-Ware automatisch recht begrenzt, da kein namhafter Hersteller sich selbst mit einem Werbeverbot und Verkaufseinschränkungen ins Abseits schießen möchte.
Also, seufzt Sender Jerewan, natürlich gibt es – wie versprochen – Gratiskondome für Jugendliche in französischen Apotheken. Aber die Auswahl ist sehr bescheiden, und der Gang in die Apotheke sicher nicht immer einfach. Die Onlinehändler haben jedenfalls keine Einbußen zu vermelden, und die zum Jahrestag eigentlich angesagten medialen Erfolgsmeldungen werden wohl auch eher bescheiden (oder ganz) ausfallen. Falls aber jemand über irgendwas stolpert – gerne her damit.

Ein deutscher Kondomhersteller (!?)

Ach, guck an, das Twitter-Profil gibts immer noch:
Coripa auf Twitter
Es gab ja mal handfeste gerichtliche (und vorgerichtliche) Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen deutschen Unternehmen aus der Branche, wer denn nun wirklich seine Kondome mit „Made in Germany“ bewerben dürfe und wer nicht, oder sich auch nur „deutscher Qualität“ berühmen – aber dieses Profil ist immer noch online, obwohl Coripa Pressefoto Coripa schon seit 13 Jahren keine Kondome mehr ausliefert (die letzte jemals produzierte Charge hatte ein MHD bis 08/2013, aber schon ab Ende 2010 waren Coripa-Kondome nirgendwo mehr erhältlich). Coripa war, um es nach zu spät Geborenen zu erklären, ein „Me-Too“-Projekt, abgekupfert von den damals gerade aufkommenden TheyFit-Kondomen (heute MyOne), die zu der Zeit in Deutschland noch nicht erhältlich waren. Natürlich war Coripa zu keiner Zeit ein „deutscher Kondomhersteller“, auch wenn die Firma hinter der Marke von zwei Deutschen geführt wurde.

Heute gibt es ohnehin nur noch zwei Betriebe, die in tatsächlich in Deutschland Kondome produzieren – das ist einmal das Familienunternehmen Ritex in Bielefeld (bitte keine Diskussionen darüber, ob es Bielefeld nun gibt oder nicht – das Werk steht am Stadtrand, und ja, ich war schon dort, es existiert. Über den Rest der Stadt kann ich keine Auskunft geben; es war mir nicht möglich, das Zentrum zu erreichen, der Navi schickte mich immer wieder nach außen…) und zum anderen die MAPA in Zeven (Fromms, BillyBoy), die aber schon lange einem ausländischen Großunternehmen (Newell Brands) gehört. CPR in Sarstedt (SICO, Secura und viele andere Marken) – der ehemals Dritte im Bunde der „echten“ deutschen Hersteller – ist auch schon seit anderthalb Jahren insolvent und wird abgewickelt, kommt also nicht wieder. Und ja, ganz früher gabs auch noch andere. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das Coripa-Profil hat, denke ich, nur deswegen noch keiner weggeklagt, weil derjenige dann mit ziemlicher Sicherheit auf den Abmahn- und Gerichtskosten sitzenbleiben würde – denn ich glaube nicht, dass da noch irgendwas zu holen ist. Selbst die automatische Twitter-News-Generierung ist seit 3 Jahren tot, die Domain coripa.com versteckt sich hinter einem Privatsphäre-Anbieter auf Island und hält auch keine Inhalt mehr vor, und die Firma existiert seit 4 Jahren nicht mehr Nur die Marke existiert noch (oder besser: wieder); die hat sich im Jahre 2014 die Fa. Naked TM LLC (neu) eintragen lassen.

Verhütung per Eierkocher

Es gibt ja schon einige, hm, interessante Ansätze, wie man Verhütung für Männer schwieriger gestalten könnte – von Facebook als Verhütungsmittel über Spezialunterhosen bis zur Verhütungs-App usw. – aber der Eierkocher als Verhütungsmittel war mir neu, und ich hätte ihn wohl auch gar nicht ernst genommen, wenn er mir nicht von einem aufmerksamen Leser vor einiger Zeit ans Herz gelegt worden wäre. MyUterus berichtete über „COSO: Die neue Verhütung für den Mann?“ (Archiv):

COSO ist ein neuer Verhütungsansatz, der hormonfrei, reversibel und von Zuhause aus anwendbar ist.

Cool, könnte man denken. Neu ist immer cool. Aber Fehlanzeige – nicht cool, sondern eher hot, denn das Grundprinzip besteht darin, die Hoden in einer Art kleinem Ultraschall-Töpflein (kennt Ihr vielleicht für die Reinigung von Kleinteilen – Brillen, Uhren, …) vorübergehend funktionsunfähig zu kochen:

Im Nutzungsablauf füllt der Anwender Wasser bis zur angegebenen Markierung in das Gerät. Die exakte Wasserfüllhöhe wird gemeinsam mit einem Arzt entsprechend der individuellen Hodengröße vorab eingestellt. Das Wasser dient als Medium zur Ultraschallwellenübertragung an das Hodengewebe und wird vom Gerät vorab auf Betriebstemperatur erwärmt. Anschließend setzt sich der Nutzer breitbeinig auf eine ebene Oberfläche, stellt das Gerät zwischen die Beine und legt die Hoden hinein. Über einen Druckknopf wird der Ultraschall für wenige Minuten gestartet. Die verbleibende Zeit kann in der COSO-App in Echtzeit eingesehen werden. Nach der Behandlung schaltet sich das Gerät automatisch ab. Die Anwendung wird in regelmäßigen Abständen wiederholt.

Wie gesagt… nichts scheint unmöglich, wenn es darum geht, Männern Verhütung zu erschweren.
Was, möchte man rufen, während man sich sich fazialpalmiert, habt Ihr nur alle für ein Problem? Was ist an dem Prinzip „Kondom“ falsch? Es funktioniert. Es ist einfach, preiswert, hormonfrei, greift nicht in die Körperchemie ein, ist recyclebar und jederzeit absetzbar. Man braucht weder Arzt noch App, keinen Stromanschluss und kein Internet.
Also, ja, wer das unterstützen will, hier ist die Website (Archiv), aber der „new way of male contraception“ enthält eigentlich – wie könnte es anders sein – nach wie vor nur Spendenbettelei („We need your support – We need clinical partners and investment for human studies.“); man braucht also Leute, die sich ihre Hoden ultrabeschallen (beultraschallen?) lassen wollen. Für die Wissenschaft, versteht sich.
Wer sein Geld nicht zum Fenster rauswerfen will, sondern einfach nur gepflegt und verantwortungsvoll verhüten möchte, kann ja weiter Kondome kaufen. Ganz altmodisch.