Kondome kaufen: bitte beim Fachhändler

Heute mal nichts Witziges oder Lächerliches – heute gibt es mal einen Link zu einem Artikel, der Euch nachdenklich machen sollte, wenn Ihr aus Bequemlichkeit gerne bei einem der großen Versandhändler einkauft (ja, viele haben auch Kondome im Sortiment… aber fragt nicht nach den Lagerbedingungen, das ist ein Thema für sich):

Ein Wiener Student hat für einen global aktiven Onlinehändler im Verteilzentrum gearbeitet und darüber seine Masterarbeit geschrieben. Wer gewohnheitsmäßig bei Amazon und Co. bestellt, kann darin aus erster Hand erfahren, wie die Arbeit im Verteilzentrum so organisiert wird, dass die fast ausschließlich migrantischen Arbeitskräfte am Fließband immer an der äußersten Belastungsgrenze arbeiten, bei maximaler Einsatzflexibilität und teilweise unbezahlter Arbeitszeit.

Ich will das hier nicht in voller Länge zitieren, aber Euch zum Lesen anempfehlen. Zu finden ist der Beitrag unter dem Titel „Wie die Weihnachtseinkäufe aus dem Online-Handel so schnell zu Ihnen kommen“ bei Norbert Häring (Archiv), dort ist auch die erwähnte Masterarbeit verlinkt.

Was ich damit sagen will? Kauft lieber bei (kleineren) Onlinehändlern ein, die sich in ihrem Sortiment bzw. ihrer Nische auskennen – auch wenn es vielleicht ein paar Euros mehr kostet. Dort arbeiten Menschen, die ihr mit Euren Einkäufen unterstützen könnt. Zudem haben Fachhändler weitaus mehr Ahnung von dem, was sie verkaufen – und manchmal braucht man ja doch mal eine Beratung oder hat eine delikatere Frage. Ich persönlich habe damit meist gute Erfahrungen gemacht – sowohl als Kunde wie auch als Händler.
PS. Viele kleinere Händler verkaufen auch auf den großen Plattformen, liefern aber selbst aus. Das wäre zumindest ein guter Kompromiss für diejenigen, die die Bequemlichkeit des Shoppens bei den Großen nicht missen wollen (ja, es nervt, wenn man sich in jedem Shop neu anmelden muss, aber sooo schlimm ist das nun auch nicht).

Tipp: Kauft mal ein besonderes Kondom, mit dem Ihr auch was Gutes tun könnt („Wir pflanzen einen Baum für jedes Kondom“). Eignet sich auch gut als Geschenk für gute Freunde. Ich hatte darüber vor anderthalb Jahren schon mal was geschrieben, und die Firma Releaf gibts, allen Unkenrufen zum Trotz, immer noch. Hut ab!

Haben will

Mondos und Co aus dem diskreten Versandhandel Kästner! 1899 eröffnete Hugo Kästner in der Görlitzer Straße 18b in Dresden eine Drogerie, nach dem Krieg führte sein Sohn Hans das Geschäft auf der Louisenstraße weiter. Sein besonderes Augenmerk galt dabei den kosmetischen Produkten. So weit – so alltäglich. Doch besonders die Vermarktung des Verhütungsmittels „Mondo“ erfolgte mit Fantasie und Witz und natürlich äußerst diskret im Versand. Die Autoren sind bei Ihrer Recherche auf zahlreiche Dankesbriefe der Kundschaft, ungewöhnliche Anzeigen und eine unterhaltsame Firmengeschichte gestoßen, die die gesamte DDR-Zeit überdauert hat. Und diese soll nun auf keinen Fall diskret bleiben…

Zu beziehen über die Edition SZ, kommt aber leider erst im September… mag mir das dann jemand schenken *liebguck* *augenklimper*? Kostet nur 19,90…

Neuer Jugendmedienschutz-Staatsvertrag: Sind Kondome P18?

Der Countdown für den neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) läuft – und zwar von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet. Nur innerhalb der deutschen Netzgemeinde gärt es, denn dieses Werk bringt erst einmal eine gewaltige Verunsicherung für alle Anbieter. Kurz gesagt geht es darum, dass alle Inhalte des Internets (soweit halt der Arm des deutschen Rechts reicht) gekennzeichnet werden sollen, ob sie für Kinder, Jugendliche bzw. Erwachsene geeignet sind, und zwar entweder durch Anschluss an kommerzielle Systeme oder durch Selbstkennzeichnung. Bei Verstößen drohen drastische Ordnungsgelder, zudem winken Abmahnrisiken in ungeahnter Höhe. Details finden sich zum Beispiel in den T3N-News; etliche Anbieter (insbesondere nichtkommerzielle) schließen zum Jahresende oder haben bereits aufgegeben.

Soweit, so gut. Nun sind ja Kondome per se Artikel, die erst von Jugendlichen bzw. Erwachsenen benutzt werden können; Kinder können mit diesen „schmierigen Luftballons“ ja nichts anfangen. Sind also Kondome nun Artikel, die „die geeignet sind, die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen“ (JMStV § 5)? Oder sind es vielleicht die gelegentlichen Abbildungen barbusiger Damen oder nackter Menschen auf manchen Kondomverpackungen, die unter Umständen die Jugenschützer auf den Plan rufen können? Es gibt, oh Graus, sogar Kondomverpackungen, auf denen ein erigierter Penis zu sehen (oder zu erahnen) ist (z.B. „Secura Potenz-Kondom“)!

Ein übereifriger (oder sarkastischer) Kondomverkäufer aus meinem Bekanntenkreis hat übrigens schon die Schachtelabbildungen der Secura-Kondome (die im Gegensatz zu anderen Marken sehr viel nackte Frauen zeigen), die er auf Amazon.de verkauft, „umgedreht“ und bietet zu seinen Artikeln nur noch Bilder der Rückseite an (siehe z.B. hier bei Secura Sweet Strawberry). Vielleicht wäre das die Lösung?

Was ist dann aber mit uns, die wir nur über Kondome reden und dabei so hässliche Worte wie Sex, Penis, Erektion, Orgasmus, Ejakulation, Sperma oder gar Analverkehr benutzen? Bei Google und Amazon als Ablegern prüder amerikanischer Firmen unterliegen einige dieser Worte übrigens schon lange der Zensur – kein Händler kann Artikel mit solchen No-Go-Worten hochladen…

Kondome P16 oder P18? Geht nicht. Man denke nur an die drastisch anwachsenden Zahlen ungewollter Schwangerschaften im Teenager-Alter, wenn Kondome unter 18 ein Tabu darstellen (oder es gibt dann einen Schwarzmarkt für Kondome – das wäre lustig…). Der Onlinehandel mit Kondomen würde dramatisch einbrechen, wenn plötzlich PostIdent als Altersnachweis beim Kondomkauf Pflicht wird; die Alternative wäre dann die Erektions-Befähigungs-Kontrolle im Hinterzimmer des Sexshops…

Kondome P14? P12? Ab wann darf man dürfen? Macht sich ein Versandhändler strafbar, wenn es einem Jugendlichen gelingt, online Kondome zu kaufen? Werden dann analog zu den Tankstellen-Alkohol-Checks auch hier minderjährige Testkäufer vorgeschickt werden?

Kondome P6 oder P0 – würde das andererseits implizieren, dass Kondome für Babies und Kinder geeignet seien? Hui, dann sind die Kondomhändler als Pädophilien-Zulieferer ja schon mit einem Bein im Knast…

Tja, meine Damen und Herren Gesetzgeber: bringt mal Ordnung in Euren Papierkram. Wir sind gespannt… und lesen inzwischen bei der Stupidipedia weiter.