Kostenlose „unsichere“ Kondome für Hartz-IV-Bezieher?

Die „Nürnberger Nachrichten“ meldeten zum Jahresende, dass Sozialverbände in Bayern für Hartz-IV-Bezieher kostenfreie Antibabypillen, Kondome und Spiralen zum Schutz vor ungewollten Schwangerschaften fordern. Diese Forderungen sind nichts Neues, auch Gerichtsverfahren gab es diesbezüglich schon – bisher wurden derartige Forderungen allerdings immer abschlägig beschieden.
Die in dem Beitrag der NN befragte Geschäftsführerin der pro familia in Bayern, Birgit Echtler, beklagte den geringen Betrag von nur 15 Euro für Gesundheitspflege (inkl. Verhütung) im Hartz-IV-Regelsatz und sagte:

Von dem Betrag kann man sichere Verhütungsmittel nicht bezahlen. (…) Anti-Babypillen kosten den Angaben nach monatlich 6 bis 18 Euro. Eine Spirale hält zwar jahrelang, dafür müssen aber mehrere hundert Euro hingeblättert werden. Paare verzichteten daher ganz auf die Verhütung oder stiegen auf unsichere Mittel wie Kondome um.

Aber hallo, Frau Echtler! Entweder haben Sie hier groben Unfug geredet, oder die Zeitung hat Sie falsch zitiert. Darf ich Sie an die Aussagen Ihrer eigenen Organisation zum Thema „Kondome“ erinnern?

Kondome sind eigentlich eine tolle Sache, denn sie haben keine Nebenwirkungen, sind eine Möglichkeit für die Herren, die Verhütung in die Hand zu nehmen, schützen vor Krankheiten, sind relativ billig und fast überall zu haben.

Wie ich in diesem Blog schon mehrfach geschrieben habe, gibt es preiswerte Kondome im Onlinehandel satt; eine Hunderterpackung für 15 Euro beispielsweise reicht bei einem sexuell aktiven Paar zwischen einem halben und einem Jahr, das wären also 1,25 bis 2,50 Euro pro Monat; und die kann man(n) auch als Hartz-IV-Bezieher erübrigen. Der Gesundheits-Anteil des Regelsatzes beträgt für Erwachsene derzeit genau 15,55 Euro, für ein Paar in Bedarfsgemeinschaft also zusammen 31,10 Euro; 2,50 Euro für Familienplanung entspräche davon also ca. 8% bzw. weniger als ein halbes Prozent des gesamten Regelsatzes (immer vorausgesetzt, beide Partner beziehen Unterstützung).

Die ständigen Forderungen der Gutmenschenorganisationen, der Staat möge gefälligst jeden Pups bezahlen, sind schlicht und einfach dermaßen realitätsfern, dass man eigentlich nur noch den Kopf schütteln kann. „Menschenrecht auf selbstbestimmte Familienplanung“ meinte ursprünglich mit Sicherheit nicht, dass man Beziehern staatlicher Unterstützung nun auch noch das Aufpassen abnehmen muss. (Natürlich könnte man derartige Forderungen auch so interpretieren, dass der Staat den „Bodensatz der Gesellschaft“ doch gefälligst daran hindern solle, sich fortzupflanzen; aber das will ich ja niemandem unterstellen, nicht wahr?)

Syphilis in Österreich auf dem Vormarsch

Die Zahl der Syphiliserkrankungen nimmt in Oberösterreich wieder erschreckend zu. Lange Zeit galt sie praktisch als ausgerottet, seit zehn Jahren aber steigt die Zahl der Neuinfektionen rasant an.

Eine sehr bedenkliche Meldung des ORF, denn die Zahl der Syphilis-Neuinfektionen steht im Allgemeinen in direktem gegenläufigem Verhältnis zur Beliebtheit von Kondomen – mehr Syphilisfälle bedeutet also in der Regel, dass (gerade in Risikosituationen) weniger bzw. seltener Kondome benutzt werden.

Offenbar sind sexuelle Risikoverhalten wieder im Kommen, wollen Männer immer häufiger ungeschützten Verkehr etwa mit Prostituierten und bieten jene ihre Dienste aus welchen Gründen auch immer, immer häufiger ungeschützt an.

Niedersachsen Nr. 1 beim Kondomklau?

Wenn den Medien nichts mehr einfällt, müssen wieder die sogenannten „skurrilen Polizeieinsätze“ aus der Versenkung geholt werden. Nichts dagegen, jeder schmunzelt ja mal gerne, aber manches klingt dann doch seltsam – wie beim Skurrilen-Polizei-Einsatz-Jahres-Rückblick des NDR:

Kondome stehen bei Dieben offenbar besonders im Frühling hoch im Kurs.

Diese Schlussfolgerung zieht der Autor des Beitrages aus zwei(!) zusammengewürfelten Meldungen: „In Rosdorf bei Göttingen entkamen Diebe mit Gummis im Wert von rund 700 Euro.“ und „Vier Jugendliche in Braunschweig (…) wurden dabei erwischt, als sie einen Kondomautomaten aus der Verankerung reißen wollten“. So macht man also aus einem einzelnen Vorfall (und einem Fehlschlag) einen statistischen Trend. Wobei: es wären ja auch andere Interpretationen (sprich: Schlagzeilen) möglich, nicht?

  • Kondomklau: Polizei im Großraum Göttingen langsamer als in Braunschweig
  • Kondomdiebe: Göttingen empfehlenswert, Braunschweig riskant
  • Risiko: Kondom-Automaten-Klau im Frühling nicht zu empfehlen
  • Automatenklau: Viererbande in Braunschweig chancenlos
  • Herbstflaute: Kondome bei Schlechtwetter keine lohnende Beute?

HNA.de meldete den Rosdorfer Vorfall allerdings bereits am 9.März und konstatierte: „Nach Aussage eines Verantwortlichen schlugen die Diebe in der Zeit zwischen dem 18. und 27. Februar zu.“ Das war auch in diesem Jahr immer noch Winter (was aber auch den Autor des kurzen Beitrages nicht daran hinderte, über „Frühlingsgefühle“ bei den Tätern zu spekulieren). Im Übrigen scheinen Kondomautomaten in Rosdorf aber nicht sonderlich beliebt zu sein – ansonsten wäre es wohl kaum zu erklären, warum es 10 Tage lang (!) niemandem auffiel, dass an der Außenwand einer Apotheke an der Olenhuser Landstraße plötzlich ein Kondomautomat fehlte.
Der Vorfall in Braunschweig ereignete sich dagegen am 21. Juli um 01:20 Uhr– dieses Datum wird im Allgemeinen dem Sommer zugerechnet. Und von einem Polizeieinsatz kann eigentlich auch nicht die Rede sein, denn „nach Polizeiangaben vom Freitag machten Anwohner dem Quartett einen Strich durch die Rechnung“, wie DPA meldete.

The Condom Hack Pack Vol. 2

Passend zu Silvester: Volume 2 des „Condom Hack Pack“ von Kipkay – ob und was Ihr davon heute nacht nachmacht, ist Euch überlassen. Ich übernehme aber keine Haftung…

Übrigens: Volume #1 des Condom Hack Pack ist schon ein Jahr alt, aber immer noch cool…
Guten Rutsch – bis nächstes Jahr! Und denkt dran: Play safe…