Ritex mit Nivea-Duft

Ritex IntensivIrgendwie krame ich dieser Tage gezwungenermaßen lauter olle Kamellen aus… kürzlich war ich nämlich dienstlich in Bielefeld (oder zumindest in einer Stadt, die offenbar auf „Bielefeld“ getrimmt war, auch wenn etliche Kulissen mehrfach verwendet wurden) und gelangte dort in den Besitz eines interessanten Kondoms. Von außen sieht es ganz gediegen nach Ritex aus (das steht zumindest auch drauf), aber wenn man es aufmacht, hat man ein original echtes NIVEA-Kondom vor sich – zumindest dem Geruch nach.
Ist das nun der neueste Versuch einer Garde heimlicher Revolutionäre bei Beiersdorf (Nivea-Hersteller), doch noch den deutschen Kondommarkt zu erobern? Bisher hat man sich ja jahrelang nicht getraut; die Beiersdorf-eigenen Traditions-Kondommarken (ja, die gibts tatsächlich!) „Duo“ und „Harmony“ wurden bislang nur für den südeuropäischen Markt produziert, mit dem großen Feldversuch in Frankreich („Hansaplast“-Kondome) war man wohl auch nicht ganz glücklich, und die neue Marke „ESP„, die schon seit einiger Zeit in Deutschland erhältlich ist, taucht in offiziellen Verlautbarungen kaum auf und wird auch durch Beiersdorf hierzulande nicht aktiv beworben.
Tja, die spannende Frage „Wer hat bei Ritex den Nivea-Duft eingeschmuggelt?“ harrt ihrer Lösung… Bin gespannt, ob’s einer rauskriegt. Whistleblower dürfen bitte gerne die e-Mail-Adresse aus dem Impressum benutzen 🙂

Ritex auf FacebookUpdate, 14.10.: Ritex hat die neuen Nivea-Kondome nun auch ins Titelbild des Facebook-Auftritts gepackt. Ich kann Euch aber beruhigen: So stark, dass man jemanden anhand seines Kondomgeruchs (!) anbaggern könnte, riechen sie nicht. Man muss sein Gesicht schon ziemlich in Beißweite haben, um den Geruch wahrzunehmen 🙂
(Ob man sich statt mit der Originalcrème behelfsweise auch mit einem über die Hand gezogenen Kondom eincremen könnte, weiß ich nicht. Wäre einen Versuch wert… aber ich fürchte, dazu ist zu wenig drauf.)

Nivea-Kondome. Natürlich mit Gleitcreme.

Bild © B. Rehbein
Hehe. Hätte es geben können, jawohl. Gibt es aber nicht.
Im Jahre 2003 veröffentlichte Benedict Rehbein, damals Student an der Universität Leipzig, im Rahmen der Seminarreihe „Kommunikation als Wertschöpfungsfaktor“ eine Fallstudie mit dem Titel „Die Marke Nivea und Kondome – eine PR-Strategie zur erfolgreichen Markendehnung“ (PDF), aus der auch die nebenstehende Abbildung stammt:

Die Marke Nivea – weltbekannt und global agierend – hat sich auf die Gesundheit spezialisiert und die Pflege des Körpers als Erkennungszeichen auserkoren. Das Essay handelt von der Problemstellung, diese Marke in gewisse Segmente zu dehnen: Was, wenn Niveau auch Kondome anbieten wollte?
Im Essay wird eine mögliche PR-Strategie für Nivea behandelt, die eine Ausdehung der Produktpalette auf Kondome ermöglichen soll, ohne damit Kunden zu verprellen oder die Dachmarke zu schädigen. Anhand klarer Beispiele und Anschauungsmaterialien wird die Vorgehensweise verdeutlicht – eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit in Kooperation mit sinnhaftem Marketing. So könnten die Kondome von „Nivea Secure“ Erfolg haben.

Bei Nivea hat man diesen interessanten Ansatz wohl nicht ernst genommen; schade eigentlich. Besonders für Herrn Rehbein, der für diese Idee – bei Umsetzung – wohl gutes Geld hätte bekommen müssen. Obwohl: Die Beiersdorf AG (Hersteller von Nivea) produziert und vertreibt ja tatsächlich Kondome. Und das tatsächlich unter einer Marke, die eigentlich für etwas ganz anderes steht – Hansaplast! Diese Kondome gibt es allerdings nur in Frankreich; in Deutschland will man damit nicht auf den Markt. Ob man fürchtet, die Kundschaft hierzulande würde diese Sorte boykottieren, aus Angst, dass die Gummis genau wie die Pflaster einfach zu gut kleben?