Kondompflicht für Prostituierte rechtens?

Klage gegen Kondompflicht“ titelte Achgut.com vorgestern mit Bezug auf diesen Artikel in der Frankfurter Rundschau, auch wenn das Thema Kondompflicht nun nicht gerade das zentrale Thema der von Verfassungsrechtler Meinhard Starostik unterstützten Klage von Dona Carmen vor dem Verfassungsgericht ist (macht sich aber als Titel zugegebenermaßen ganz gut).

Starostik hält das Gesetz in drei Punkten für anfechtbar. Bei der Anmelde- und Beratungspflicht hält er die enge Überwachung nicht für gerechtfertigt. „Der Gesetzgeber scheint davon auszugehen, dass alle Prostituierten bescholten sind“, vermutet der Richter. In der Kondompflicht sieht Starostik einen unzulässigen Eingriff in den intimen Persönlichkeitsbereich. Noch deutlicher wird der Jurist bei der Kontrollpflicht, die den Betreibern von Bordellen und Vermietern von Stundenzimmern auferlegt wurde. „Das ist schon irre und unzumutbar.“ (Achgut)

Aaalso… natürlich finde ich „mit“ immer besser als „ohne“, zumindest im professionellen Bereich (ins Private will mich nicht einmischen), aber Zwangsmaßnahmen lehne ich grundsätzlich ab. Selbstverständlich sollte jede/r Sexarbeiter/in Kondome dabei haben und diese auch anbieten (schon aus Selbstschutz-Interesse), aber daraus einen strafbewerten Zwang zu machen, halte ich für kontraproduktiv – denn es wird den Akt „ohne“ nur ins Illegale abdrängen und damit begehrtenswerter (und auch teurer) machen; dem Anspruch, Prostituierte damit, wie der Gesetzestitel suggeriert, „schützen“ zu wollen, kann so eine Regelung nicht gerecht werden. Der Nanny-Staat ist wieder einmal am Durchregieren – zunehmende Inkompetenz bei den Kernaufgaben wird mehr und mehr durch ungezügelte Regelungswut in Bereichen ersetzt, in denen er eigentlich gar nichts zu suchen hat (was man auch daran sieht, dass die Meinung der Betroffenen generell ignoriert wird).

Prostitution: Geht der Trend wieder weg vom Kondom?

„Jetzt neu, ohne Kondom“ titelt Saunaclubs-4you.de und schreibt:

Der Geschlechtsverkehr ohne Kondom scheint salonfähig zu werden. In den letzten Jahren bestand immer ein kleiner Markt, indem sich Mädchen für Sexdienstleistungen anboten und das komplett ohne Kondom. Dieser Markt hatte jedoch immer nur als Nische bestand und war daher übersichtlich. Durch den zunehmenden Konkurrenzdruck sind nun aber einige Hostessen im Saunaclub und Escort dazu übergegangen, ihre Dienste ebenfalls vollständig ohne Kondom anzubieten. Und das ohne Aufpreis. Damit erfolgt unter Umständen ein weiterer hoher Druck auf alle Girls, die ihr Geschäft verantwortungsvoll anbieten und auch die Kunden zu diesem Denken hinleiten.

Hier und in ähnlichen Konstellationen (denn das, was hier für Heteros berichtet wird, gilt mit Sicherheit auch in der Gay- und Underground-Szene) scheint mir eher ein möglicher Grund für einen Anstieg der HIV-Infektionen zu liegen – und weniger in der „erfolglosen“ Anti-AIDS-Kampagne der BzgA.

Der Gedanke mit einer Frau ohne Kondom zu schlafen, ist sicherlich verständlich und für jeden Mann nachvollziehbar.
Doch der Sex mit einer Prostituierten im Saunaclub ohne Kondom ist grob fahrlässig. Übrigens so fahrlässig, dass auch die Krankenkasse später bei Bekanntwerden Behandlungskosten verweigern kann.

Und die Behandlung von Tripper oder AIDS aus eigener Tasche bezahlen zu müssen, ist hart. Aber zur Entspannung kann man sich ja den neuesten Hollywood-Erziehungs-Porno anschauen. Mit Kondom, natürlich.

Kondompflicht für Pornodarsteller?

Die Stadt Los Angeles (Hollywood!) plant Zeitungsberichten zufolge die Einführung der Kondompflicht fürt Pornodarsteller. So meldete der SPIEGEL und kommentierte:

Das städtische Gesetz wäre das erste, das der amerikanischen Pornofilm-Industrie spezielle Sicherheitsstandards auferlegt. Bislang war es ihr gestattet, sich weitestgehend selbst zu überwachen – durch eine gemeinnützige Klinik, die wiederum von Produktionsfirmen finanziert wurde.

Neben den in den ganzen Meldungen zum Thema ausgiebig diskutierten positiven Folgen für Gesundheit und Sicherheit der Akteure wird das – falls es sich durchsetzt und möglicherweise auch auf die ganzen USA ausweitet – hoffentlich auch Folgen für die Kondomindustrie haben; nicht nur der stärkeren Nachfrage wegen, sondern (so steht zu hoffen) auch in Hinsicht auf dünnere, wirklich transparente Kondome. In diesem Sinne: Weiter so.