Kondome und Statistik (ein wenig)

Eine recht anschauliche Statistik über die weltweite Benutzung von Kondomen findet sich im Globometer:
Laut „The Original Condom Company“ (ich kann die Zahlen bei dieser Quelle allerdings nicht verifizieren) werden weltweit 12 Milliarden Kondome pro Jahr verbraucht. Laut Beate Uhse sollen es allerdings 27 Milliarden sein – eine ziemliche Differenz (was Beate Uhse natürlich nicht daran hindert, eine reine Schätzung unter dem Titel „Harte Fakten“ zu veröffentlichen).
Eine andere Statistik findet sich beim Factfish – der Prozentsatz junger Männer (aufgegliedert nach Land), die Kondome benutzen (basieren auf Zahlen der Weltbank) – wobei allerdings viele Länder fehlen. Auch die WHO hat interessante Zahlen… aber eigentlich wollte ich Euch nur den lustigen Kondomzähler (links) zeigen. Sorry für die Ablenkung.

Durex? Fail! Batman wins.

Seitdem die Marke Durex zum großen US-Konzern RB gehört, weiß dort die rechte Hand nicht mehr, was die Linke tut. Katastrophal in Auge gehende Social-Media-Kampagnen auf der einen Seite (Durex condoms‘ social media strategy goes wrong, berichtet MSN Money über eine Kampagne, die total vertrollt endete) und die „Love Ville“ Bologna auf der anderen Seite (Durex kürt Bologna zur „Loveville“: Wie man clever Kondome vermarktet) machen die Marke zu einer ziemlich unübersichtlichen Spielwiese für Werbeagenturen. Nun ja, Durex kann sich’s leisten – und offenbar steckt man das Geld lieber in Werbung als in bessere Ware (seit Jahren hat Durex noch keinen Nachfolgeproduzenten oder -produkt für die Avanti Ultima gefunden…). Ich würde mich nicht wundern, wenn die Kunden irgendwann entdecken, dass Durex-Kondome eigentlich nichts besonderes sind, sondern auch oft nur vom preiswertesten Dritt-Anbieter gefertigte Auftragsware, die zu überhöhten Preisen vertickt wird. Aber egal – es gibt ja genügend Alternativen.

Kontroversen, Künstler und Kondomfabriken

In der Thüringer Landeszeitung („tlz“) ist man über den Unterscheid zwischen einem Verwaltungsgebäude und einer Fabrikhalle wohl nicht so ganz im Bilde – oder (aber das will ich natürlich nicht unterstellen) man tut absichtlich so, als sei das ein und dasselbe. Kontroverser Erfurter Künstler arbeitet in Kondomfabrik heißt es da schon im Titel, und diese un-glaub-liche Tatsache (die ja gar keine ist, den er arbeitet im Verwaltungsgebäude, aber egal) macht den Künstler Ronald Neumeister zu einem „kontroversen“ Künstler – wobei hier anscheinend „kontrovers“ nur benutzt wurde, weil es so schon zu „Kondomfabrik“ und „Künstler“ passt, auch wenn es sich eher um einen Auftragsmaler handelt, denn „er erfüllte jeden noch so absurden Wunsch. Vom Kapitänsbildnis bis zu heroischen Schlachten reichte das Spektrum, das er seinen Auftraggebern auch heute noch offenhält.“ Nun ja, als Inhaber einer Werbeagentur weiß er zumindest, wie man an Kundschaft kommt – es sei ihm gegönnt. Vielleicht nützt es ja mal was.

Dass er zu einem der gefragtesten Künstler in Erfurt wurde, sorgte später die Parteileitung des Kombinates Mikroelektronik, die sich mit seinem Stil nicht mehr einverstanden erklärte und ihn nötigte, eine Kündigung zu unterschreiben. Danach wollte die halbe Stadt Bilder mit seinem Kürzel. „Ich habe gemalt, bis mir die Sehnenscheide entzündete…“.

Äh… ja. OK. So muss das wohl funktioniert haben im Sozialismus. Ihr werdet es schon wissen, liebe Redakteure.
Aber das Beste ist dieser Satz (über die Stadt Eisleben, Kreis Mansfelder Land): „ jeder Mensch dort sei ein Modell, vom Leben geprägt, echt und fotogen„. Wow. Wom Leben geprägte Echtmenschen, mitten in Eisleben. Hallelujah.

Schwindende Schwänze, oder: Quellen? Wozu Quellen?

Das beste Stück des Mannes wird immer kleiner. Laut einer britischen Studie verlor der Durchschnitts-Penis 2,45 Zentimeter in zehn Jahren.

marktschreierte diese Woche das Schweizer Onlinekäseblatt „Blick“ unter dem Titel „Schnäbi-Schwund: Penisse werden immer kürzer“. Nun ist das mit solchen Behauptungen ja immer so eine Sache, und ich bin immer neugierig, wie das Datenmaterial dazu aussieht. Natürlich wird in dem Artikel nicht eine einzige Quelle korrekt benannt oder (Gott verhüte!) verlinkt, sondern es wird nur auf „die Studie eines britischen Kondom-Vertriebs“ verwiesen; dann wird eine „andere Studie“ erwähnt und (was einem Quellenverweis wohl am nächsten kommt) erzählt, was die „Genfer Sexualwissenschaftlerin Juliette Buffat zur Zeitung «Le Matin»“ gesagt haben soll.
Nun ja, schauen wir mal. Letzteres lässt sich mit ein wenig Französischkenntnissen und den passenden Suchbegriffen am leichtesten finden, und zwar im Schweizer „Le Matin“ (nicht mit der bekannten französischen Zeitung gleichen Namens zu verwechseln) unter dem Titel Des zizis de plus en plus riquiqui, der zwar im Titel von einer „britischen Studie“ (une étude britannique) spricht, aber zumindest erwähnt, wo die Daten herkommen: von TheyFit, einem Hersteller von Kondomen in 95 Größen, der nun natürlich auch keine Studie angefertigt hat, sondern lediglich die bestellten Kondomgrößen geographisch/statistisch auswgewertet hat. Demzufolge spricht man dort auch nur von einer „survey“, und die kann man sich dort auch gleich herunterladen. Diese Auswertung ergibt also:

An anonymous sample of over 20,000 men shows that the UK ‘normal’ is not 6 inches – it is nearly a whole inch less! And whilst length is commonly the ‘measure of a man’, girth should not be overlooked as the survey reveals a staggering 4 inches difference when it comes to the circumference of the smallest and largest.
• Stoke on Trent is where the men with the largest penises hang out
• Northerners wear the Willy Crown! Southerners not necessarily soft just smaller
• Average length is 5.1”, average circumference is 4.7”
• London males do not feature in the UK’s Top Ten!

Einen Beleg darüber, dass es früher anders war, findet sich dort natürlich nicht; das hindert natürlich weder Le Matin noch Blick.ch daran zu postulieren, dass unsere Penisse alle in erschreckendem Tempo kleiner werden – auch wenn es sicher viel naheliegender wäre, zu überlegen, wo den die Ausgangszahl von 15.4 cm durchschnittlicher Länge herkommt, die männliche Penisse noch vor 10 Jahren gehabt haben sollen. Es gab zwar vor 12 Jahren mal ein Event des Kondomherstellers LifeStyles, bei dem in einem Zelt in Cancun (Mexiko) 300 erigierte Penisse vermessen wurden, und das seither als „Largest Penis Size Survey“ durch diverse Rekordbücher schleicht, aber selbst da betrug die mittlere Länge „nur noch“ 14,92 cm. Eine echte Studie findet man unter dem Titel „Rushton’s r–K life history theory of race differences in penis length and circumference examined in 113 populations“ in der wissenschaftlichen Zeitschrift Personality and Individual Differences (Volume 55, Issue 3, Pages 199-342) von diesem Jahr, aus der offenbar auch die Längenvergleichsgrafik im „Le Matin“ zusammengesetzt wurde, die aber für Großbritannien nur 13,97 cm angibt.
Was für ein Durcheinander. Aber Hauptsache, man kann einen reißerischen Artikel schreiben, bei dem schon die Überschrift ausreicht, einem Albträume von verschwindenden Penissen zu bescheren. Bei News.de ist schon eine „weltweite Studie“ mit „erschütternden Zahlen“ draus geworden:

In einer weltweiten Studie haben 20.000 Männer die Länge ihres besten Stücks verglichen. Demnach ist der Penis im letzten Jahrzehnt um 2,45 Zentimeter geschrumpft.

Ist nun die Penisgröße tatsächlich kleiner geworden? Eher nicht. Das Einzige, was die Zahlen von TheyFit aussagen, ist, dass Männer mit kleineren Penissen nun endlich passende Kondome kaufen können und dies auch weidlich ausnutzen.