Gratis Infos teuer kaufen

Bitte nicht kaufen - gibts online alles gratisDa sind mir doch beim Blättern nach Weihnachtsgeschenken ein paar Bücher aufgefallen, bei denen sich mir fast die Fußnägel hochrollen wollen. Beispielsweise nebenstehendes Werk mit dem tollen Titel Verhutungsmittel: Kondom, Pille Danach, Antibabypille, Femidom, Intrauterinpessar, Vaginalring, Etonogestrel-Implantat, Lea Contraceptivum:

Der Erwerb des Buches enthält gleichzeitig die kostenlose Mitgliedschaft im Buchklub des Verlags zum Ausprobieren – dort können Sie von über einer Million Bücher ohne weitere Kosten auswählen. Das Buch besteht aus Wikipedia-Artikeln: Kondom, Pille danach, Antibabypille, Femidom, Intrauterinpessar, Vaginalring, Etonogestrel-Implantat, LEA contraceptivum, Hormonspirale, Portiokappe, Minipille, Dalkon Shield, Diaphragma, Nonoxinol 9, Rape-aXe, Levonorgestrel, Dreimonatsspritze, Gräfenberg-Ring, Norethisteron, Hormonpflaster, Spermizid, Nestoron, Antibabyspritze, Pille für den Mann, Mikropille.

Muss man dazu noch was sagen!? Doch: 112 Seiten, Preis: 20,21 €. Herausgeber: „Bucher Gruppe“, mit 51.721 (!) weiteren derartigen „Büchern“ auf Amazon.de vertreten.

Geile Bescherung!?

Mit dem Aufmacher „Geile Bescherung“ vermeldete die Online-Ausgabe des „Berliner Kurier“ gestern: Frank Zander verteilt 5000 Kondome. Fein, mag man da denken, das ist ganz toll vom alten Frank; 5000 Stück müssen erst mal an den Mann gebracht werden, das ist auch für einen rüstigen Rentner wie Zander (68) nicht ganz einfach.
Aber halt, im Artikel steht nach der Information, dass Zander „2700 Berliner Obdachlose wieder zum traditionellen Gänse-Essen“ einlädt: „In diesem Jahr beteiligt sich auch die Internet-Plattform berlinintim.de. Und die spendet den Bedürftigen 5000 Kondome.“ So haben es die Berliner Obdachlosen jetzt viel besser; sie können sich zusammentun und aus all den Kondomen einen Regenmantel nähen, oder ein Kleid nach chinesischem Vorbild.
Das Event hat mittlerweile (schließlich findet es bereits zum 16. Mal statt) eine eigene Homepage und mehr Medienrummel, als den Obdachlosen vielleicht lieb wäre. Zumindest als Vehikel für Eigenwerbung ist es anscheinend Plattformen wie BerlinIntim.de gut genug – ob es sinnvoll ist oder nicht. Denn was nicht passt, wird passend gemacht:

Jetzt will BERLINintim auch ein Zeichen gegen die fortschreitenden Infektionszahlen an HIV und anderen Geschlechtskrankheiten setzen (…) Kondome werden mittlerweile in der Gesellschaft akzeptiert, daher ist es nicht stillos, Kondome zu verschenken. Da Kondome leider relativ teuer sind (im Schnitt kosten sie zwischen 50 Cent und 2 €/Stück), verzichten viele Sozialschwache auf die Gummis. Zu Lasten der Gesundheit.

Hm. Meines Wissens gibts Kondome erstens schon ab 10 Cent pro Stück (und nach oben hab ich auch schon welche mit mehr als 5.- Euro pro Stück gesehen) und in AIDS-Hilfe-Einrichtungen gratis und ohne Medienrummel. Als Obdachloser mit Kondombedarf würde ich also eher zur Berliner AIDS-Hilfe gehen statt zur Selbstbeweihräucherung eines Erotikportals.
Nichts für ungut, lieber Frank Zander, aber bei einer Obdachlosenspeisung sollte man sich seine Werbepartner sorgfältiger aussuchen.

EDIT 21.12., 09:39: Der Stadterotiker zweifelt an meinen Angaben, dass es für Endkunden Kondome für 10 Cent gibt. Guckst Du hier:
ON) Natural Feeling, 200 Stück für 17,99 = 8,9 Cent pro Stück; die Preise bei eBay fangen auch in diese Größenordnung an. Packungen mit 500 oder mehr Kondomen sind natürlich noch preiswerter, für Obdachlose aber nicht zu empfehlen, da eine sachgerechte Lagerung nicht sichergestellt werden kann. Aber auch bei Kleinpackungen kann man wesentlich günstiger einkaufen als für 50 Cent pro Stück: eine Dreierpackung für 47 Cent gibt es bei Eis.de, das macht knapp 16 Cent pro Stück.

Kondome für vom Aussterben bedrohte Tierarten

Endangered Species Condom (C) Center for Biological DiversityDas ist die wörtliche Übersetzung von „Endangered Species Condoms„, einem Projekt des Center for Biological Diversity in Tucson (Arizona), bei dem es aber natürlich nicht darum geht, Kondome an bedrohte Tierarten zu verteilen, um das Aussterben zu beschleunigen, sondern vielmehr darum, Kondome an Menschen zu verteilen, damit sich deren Bevölkerungswachstum verlangsamt und auf diese Weise die Artenvielfalt erhalten werden kann. Auf den Verpackungen dieser Kondome befinden sich Abbildungen bedrohter Tierarten, um den Anwendern zu verdeutlichen, dass sie durch ungeschützten Geschlechtsverkehr quasi dazu beitragen, die (menschliche) Erdbevölkerung zu vervielfachen und dadurch die Tierwelt massiv in ihrem Lebensraum und ihrer Vielfalt einschränken.

Human overpopulation is the driving force behind the current mass-extinction crisis, endangering:

  • 12 percent of mammals
  • 12 percent of birds
  • 31 percent of reptiles
  • 30 percent of amphibians
  • 37 percent of fish

Das ist zumindest mal ein relativ neuer Ansatz, wenn es um die Motivation zur Benutzung von Kondomen geht. Was hatten wir da nicht alles schon – „wir wollen keine Kinder in dieser Welt setzen, weil sie so [hier negatives Adjektiv einsetzen] ist“, AIDS und andere Krankheiten, Angst vor Einkommensverlust, Kinder als (negatives) Statussymbol… aber das Argument „ich nehme ein Kondom, also rette ich die Tierwelt“ (und beruhige mein Gewissen) ist mir doch recht neu. Nun ja; genügend Jünger scheint diese Bewegung ja auch zu haben:

Through a network of more than 5,000 volunteers, in 2010 the Center for Biological Diversity is distributing 350,000 free Endangered Species Condoms in all 50 states — as well as Canada, Puerto Rico, and Mexico — to highlight how unsustainable human population growth is driving species extinct at a cataclysmic rate.

Kondome für Androiden

Tja, Kollegen, jetzt wird’s eng: Neuerdings kann man sogar schon Kondome für Androiden erwerben. Oder so.
Zumindest gibt es unter de.androlib.com jetzt eine „app“ (neusprech für Application = Anwendung, Progrämmchen also) für diese kleinen Telefon-Computer-Zwitterwesen, die einfach blöd aussehen, wenn man sie ans Ohr hält, und genauso blöd, wenn man versucht, drauf zu tippen oder gar auf dem Bildschirm was zu erkennen.
Wahrscheinlich soll die Kondom-App also die Fortpflanzung dieser Geräte verhindern. Oder vor Viren schützen. Oder so.