Stimmt nicht? Egal, Hauptsache Werbung.

Seit einiger Zeit versucht die Firma Origami Condoms verzweifelt Interesse für ihr neues Produkt zu erregen, aber irgendwie scheint sich niemand so richtig dafür zu interessieren – die Begeisterung der potentiellen Nutzer hält sich in Grenzen. Wie gerufen kommt da Michael Douglas mit seiner Oralsex-Story, die seit ca. zwei Wochen in dieser oder jener Form durch die Medien geistert und mit der der alternde Hollywoodstar wohl noch einmal so richtig medial durchgewurstelt werden soll.
Kein Wunder also, dass die zwei Stories irgendwann zusammen finden.
So schreibt Woman.at, beim Origami-Kondom handele es sich um das weltweit erste spezielle „Blowjob-Kondom“:

„Das liegt daran, dass das für Kondome verwendete Latex einen furchtbar unangenehmen Geruch und Geschmack hat,“ so Danny Resnic von der US-Firma Origami Condoms. Dazu komme die ungünstige Passform eines herkömmlichen Kondoms, das beim Blowjob häufig verrutscht. Die Forschungsabteilung von Origami Condoms arbeitet deshalb an der Entwicklung des ersten Kondoms speziell für den Oralverkehr. Dieses wird aus ultradünnem, vor allem aber geschmacks- und geruchsneutralem Silikon hergestellt und in seiner Form anatomisch an die Spezial-Nutzung per Mund angepasst.

Nun ja. Erstens gibt es bereits latexfreie Kondome, die das Problem des „furchtbar unangenehmen Geruchs“ obsolet machen, zweitens ist eine „Passform“ eben gerade nicht ungünstig, weil sie nämlich – wie der Name sagt – passend ist, und drittens … wie soll eine „anatomisch an die Spezialnutzung per Mund“ angepasste Form denn aussehen? So zick-zack-gefaltet wie auf der Herstellerwebsite? Sorry, wenn ich da mal kichern muss; zu den Mündern, die sich so kenne, kann ich da keine anatomisch passende Verbindung hestellen.
Dort findet sich übrigens nicht ein einziger Hinweis, dass man an einem Blowjob-Kondom arbeite – die Rede ist von „male“, „female“ und „anal“. So schlecht kann Eurer Englisch doch eigentlich nicht sein, oder? Ach, und liebe Woman.at-Qualitätsjournalistinnen: „Unterstützt wird das Projekt durch die Stiftung von IT-Millionär Bill Gates“ stimmt nicht. Origami hat sich für das ausgelobte Preisgeld von Old Bill beworben, wie viele andere auch. Mehr nicht.

The Zombie Condom

Ein Zombie ist je bekanntlich ein Toter, der sich einfach weigert, richtig tot zu sein oder zu bleiben, und den Lebenden immer mal wieder in die Quere kommt. Auch unter den Kondomen gibt es solche Zombies – sie geistern ungehindert durchs Netz, aber man kann ihrer nicht habhaft werden oder sie endgültig beerdigen.
Ein solcher condom zombie ist das famose Spray-Kondom des Singener Kondomhändlers Krause (ein anderer ist CSD500, siehe hier). Angeblich schon seit drei Jahren „auf dem Markt“, hat es doch noch niemand je in der Hand gehabt, geschweige denn benutzen können – trotzdem erscheinen immer wieder Texte über diese tolle Erfindung, bei deren Lektüre es scheint, als wäre man der einzoige Depp, dem es noch nie gelungen sei, ein Spraykondom zu ergattern.

Die neuste Erindung in Sachen Verhütung ist das Kondom zum Aufsprühen, das perfekten Tragekomfort für den Mann sowie optimalen Schutz beim Geschlechtsverkehr verspricht
Wer kennt das nicht? Es gibt immer wieder neue Erfindungen, mit den man aber nicht auf Anhieb klar kommt. So ist es bei vielen auch mit dem Kondom zum Aufsprühen. Etwas Neues, was neugierg macht, jedoch auf den ersten Blick nicht so einfach zu handhaben ist. Deswegen gibt es im Folgenden eine Anleitung, die erklärt, wie man am besten ein Kondom zum Aufsprühen verwendet. (…) Diese Erfindung gibt es zudem in verschiedenen Stärken, Farben und Geruchssorten. Man kann es sich beispielsweise in gelb, grün, rot oder transparent kaufen.

An dieser Stelle habe ich in dem ungemein hifreichen Artikel auf Hilfreich.de einen hilfreichen Link zu einer Einkaufsmöglichkeit vermisst. Denn: Über Sachen zu sprechen, die es allenfalls als Idee gibt, ist ja nichts Neues – aber Sachen kaufen zu können, die noch nicht einmal hergestellt sind – das wäre doch echt toll.
Davon abgesehen: wenn man die Sprayprozedur so wie angegeben vollzieht, kann man ziemlich sicher sein, dass Erektion und Stimmung schneller verschwinden als je zuvor.

Wenn der Penis sich bereits im erigierten Zustand befindet, wird er mit dem flüssigen Latex besprüht. Dieses verwandelt sich binnen Sekunden in Gummi, das dem Geschlechtsorgan perfekt angepasst ist.
Um den Verlust von Flüssigkeit sowie ein nicht gleichmäßiges Besprühen des Geschlechtsteils zu vermeiden, soll der Penis in eine Sprühkammer eingeführt werden. Dabei handelt es sich um eine zylinderartige Dose, die innen hohl und mit 30 kleinen Sprühkappen besetzt ist. Dort wird das Latex per Knopfdruck in kurzer Zeit auf den Penis gleichmäßig aufgesprüht und wird ganz schnell fest und elastisch.
Der Erfinder Jan Vinzent verspricht sogar, dass die Verhärtung des Latex bloß sechs Sekunden dauert.

CSD500: das ewige Versprechen – uneingelöst.

Seit mindestens 4 Jahren geistert das CSD500 durch die Medienlandschaft – das Wunderkondom, das die passende (bzw. notwendige) Erektion gleich mitbringt. Schluss mit nervtötendem Vorspiel oder halbstundenlanger behutsamer Stimulation, um einen gewissen Mindestanstellwinkel zu erreichen – Instant Erection quasi: aufreißen, überziehen: steht.
Ganz so dramatisch schildert der Entwickler des „Wunderkondoms“, die Firma Futura Medical, das natürlich nicht:

By applying the CSD500 condom, a pharmacological dose contained within the teat of the condom will be delivered to the penis. This has been clinically proven to increase local blood flow within the penis which in turn leads to increased firmness, increased penile size and longer duration of an erection.

Der Vertrieb soll über die Marke Durex erfolgen, damit der Absatz auch weltweit gleich ordentlich funktioniert. So weit, so schön – nur: wo bleibt CSD500? Seit einiger Zeit ist es erstaunlich ruhig geworden um dieses Produkt, das „nach Erkenntnissen der Hersteller 80 Prozent der Kondomnutzer neugierig machen“ (Paradisi.de) sollte.
Womöglich gehört auch dieses Kondom ja zu der Sorte „Phantomkondome“ – ewig versprochen, nie geliefert – wie das Spraykondom oder die Nikotin-Kondome