Für’n Arsch

origami-analkondom… und zwar sowohl als auch. Über ein Jahr ist es nun her, dass ein gewisser Daniel Resnic (ja, der von den Origami-Faltkondomen) sein „Origami Anal Condom“ (OAC) auf den Markt bringen wollte (Queer.de berichtete damals), ein Kondom, dass ähnlich dem (vaginal anzuwendenden) Femidom durch den „passiven“ (irgendwie mag ich den Ausdruck „passiv“ hier nicht, aber so wurde es bezeichnet) Partner mit Hilfe einer Einführhilfe in den vorgeschmirten Anus eingeführt werden und dort auf die Ankunft des aktiven und erigierten Geschlechtsteils des „aktiven“ Partners wartend eine kurzzeitige und manchmal durchaus zu Recht als störend empdundene Unterbrechung des Aktes durch den Griff zum herkömmlichen Kondom verhindern sollte.

Im Falle des Anal-Kondoms bedeutet das: Das Verhütungsmittel kann schon vor dem Sex in den Anus der empfangenden Person eingeführt werden. Dies geschieht mit einem speziellen Applikator, also einer Einführhilfe. Dadurch soll den Herstellern zufolge auch bei der Verwendung von Kondomen die Lust nicht auf der Strecke bleiben. Außerdem besteht das Anal-Kondom aus Silikon und soll daher noch reißfester sein als handelsübliche Latexkondome.

Auch wenn fem.com mit der heutigen Story, aus der obiges Zitat entnommen wurde, die Geschichte jetzt wieder aufwärmt (haben die die Datumsangabe nicht gelesen?) – vom OAC ist weit und breit nichts mehr zu hören.

Die klinische Studie […] soll 2014 beginnen und dann idealerweise im Folgejahr dazu führen, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde ihr Okay gibt. Wenn die Europäer ebenfalls die Sicherheit des Kondoms bestätigen, könnte 2015 das Akkordeon also in dm-Märkten, Tankstellen und allen anderen Ausgabestellen erhältlich sein.

(Ausgabestellen! Ha!) Nun ja, so stand es damals bei Queer.de, aber die hatten sich letztlich auch nur auf einen bereits im Mai 2013 erschienen Beitrag auf Queerty.com bezogen, der damals noch das entsprechende Konzeptvideo enthielt – das mittlerweile aber nicht mehr aufrufbar ist.
Na ja, wie die Überschrift schon sagt… (irgendwie muss ich bei sowas immer an das berühmte „Spraykondom“ denken).

Stimmt nicht? Egal, Hauptsache Werbung.

Seit einiger Zeit versucht die Firma Origami Condoms verzweifelt Interesse für ihr neues Produkt zu erregen, aber irgendwie scheint sich niemand so richtig dafür zu interessieren – die Begeisterung der potentiellen Nutzer hält sich in Grenzen. Wie gerufen kommt da Michael Douglas mit seiner Oralsex-Story, die seit ca. zwei Wochen in dieser oder jener Form durch die Medien geistert und mit der der alternde Hollywoodstar wohl noch einmal so richtig medial durchgewurstelt werden soll.
Kein Wunder also, dass die zwei Stories irgendwann zusammen finden.
So schreibt Woman.at, beim Origami-Kondom handele es sich um das weltweit erste spezielle „Blowjob-Kondom“:

„Das liegt daran, dass das für Kondome verwendete Latex einen furchtbar unangenehmen Geruch und Geschmack hat,“ so Danny Resnic von der US-Firma Origami Condoms. Dazu komme die ungünstige Passform eines herkömmlichen Kondoms, das beim Blowjob häufig verrutscht. Die Forschungsabteilung von Origami Condoms arbeitet deshalb an der Entwicklung des ersten Kondoms speziell für den Oralverkehr. Dieses wird aus ultradünnem, vor allem aber geschmacks- und geruchsneutralem Silikon hergestellt und in seiner Form anatomisch an die Spezial-Nutzung per Mund angepasst.

Nun ja. Erstens gibt es bereits latexfreie Kondome, die das Problem des „furchtbar unangenehmen Geruchs“ obsolet machen, zweitens ist eine „Passform“ eben gerade nicht ungünstig, weil sie nämlich – wie der Name sagt – passend ist, und drittens … wie soll eine „anatomisch an die Spezialnutzung per Mund“ angepasste Form denn aussehen? So zick-zack-gefaltet wie auf der Herstellerwebsite? Sorry, wenn ich da mal kichern muss; zu den Mündern, die sich so kenne, kann ich da keine anatomisch passende Verbindung hestellen.
Dort findet sich übrigens nicht ein einziger Hinweis, dass man an einem Blowjob-Kondom arbeite – die Rede ist von „male“, „female“ und „anal“. So schlecht kann Eurer Englisch doch eigentlich nicht sein, oder? Ach, und liebe Woman.at-Qualitätsjournalistinnen: „Unterstützt wird das Projekt durch die Stiftung von IT-Millionär Bill Gates“ stimmt nicht. Origami hat sich für das ausgelobte Preisgeld von Old Bill beworben, wie viele andere auch. Mehr nicht.