Überhaupt kein Fun

Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich diese „Fun-Facts“ hasse, die sich in der Regel auf irgendwelchen schnell zusammengeschusterten Websites finden, deren einziger Zweck die Generierung von Verkaufsprovisionen bei Amazon & Co ist? Ja?
Gut, das ist alles legitim – aber nichtsdestotrotz: wenigstens drauf zu achten, dass die zusammengeklitterten Versatzstücke sprachlich zueinander passen (oder gar einigermaßen – Pefektion verlangt ja keiner – korrekt sind), wäre doch ein Minimum an Aufmerksamkeit wert:

Das Kondom ist hier unkomplizierter. Um es zu kaufen braucht man kein Rezept. Es gibt sie Online, in Apotheken, Drogeriemärkten, Supermärkten, Tankstellen und Automaten.

Einzahl, Mehrzahl, Kommas, Groß-/Kleinschreibung, Präpositionen… alles wurscht, Hauptsache, es gibt Klicks. Ob die Satz-Suppe, die man da angerichtet hat, auch zusammenpasst, interessiert ja letztendlich auch nicht:

Da das Kondom nicht rezeptpflichtig ist, gibt’s auch keine Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Kostenübernahme kann aber nicht nur vom Alter, sondern auch vom Einkommen abhängen. Wer ein geringes Einkommen hat oder Sozialleistungen erhält, hat Chancen auf Kostenübernahme.

Wo war ich? Ach ja, „Fun Facts“:

Kondom heißt auf dänisch Svangerskabsforebyggendemiddel

Äh, nein. Kondom heißt auf Dänisch „kondom“. Steht auf jeder dänischen Kondompackung (nein, meine Links gehen nicht zu Amazon!) und in jedem dänischen Wörterbuch. „Svangerskabsforebyggende middel“ sind schlicht und einfach „Mittel zu Schwangerschaftsverhütung“ und umfassen natürlich mehr als nur Kondome. Ha ha ha, was für ein Fun, wie habe ich gelacht, du Dödel.

Kondome galten im ersten Weltrkieg zur Standardausrüstung der Soldaten der deutschen, britischen und französischen Armee

Na, soll ich Dir die zwei falsch zusammengesetzten Halbsätze vervollständigen? Nein? Tippfehler korrigieren? Auch nicht? Grammatik? Ach, vergiss es. Ist ja alles so dermaßen funny, ich kann gar nicht mehr aufhören mit Lachen, so sehr muss ich kotzen. Jede Armee kauft – seitdem sie als Massenprodukt verfügbar sind – Kondome in großen Mengen, so auch die Bundeswehr. Zum Beispiel für ihre in Afghanistan eingesetzten Soldaten. Oder vormals im Kosovo.

In Japan gab es Kondome aus Schildkrötenpanzern

Ja klar. Das ist so die typische halbgare und halbgelesene ShortNews oder BILD-„Information“, aber auch hier hätte ein wenig Nachdenken (und genaueres Lesen) zu der Erkenntnis führen können, dass es sich weniger als um ein Kondom als um einen hauptsächlich zu Stimulationszwecken gedachten Überzieher gehandelt hat – und solche Teile (wenngleich nicht mehr aus Hornplatten von Schildkröten) gibts es auch heute noch in jedem gut sortierten Sexshop, auch außerhalb Japans. Aber: hahaha, die Japaner, Hauptsache, man kann mal so richtig lachen, wie blöd die waren. Schuldkrötenpanzer, Hihihi. Klick, klick, da klingelt die Kasse.

Nicht mehr funny:

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass das CE-Zeichen für Qualität steht. Das CE-Zeichen bedeutet nur, dass ein Produkt europäischen Standards entspricht, und in EU-Ländern verkauft werden darf. Über die Güte des Gummis sagt es allerdings nichts aus.

Wenn Du auch nur 5 Minuten für Recherche statt fürs Zusammenkleben von Wortmüll verwendet hättest, hätte Dir auffallen können, dass Kondome Medizinprodukte sind – bei Medizinprodukten steht das CE-Zeichen (in Verbindung mit der Nummer der Benannten Stelle) für mehr als nur den europäischen Marktzugang. Um das entsprechende Zertifikat zu erhalten, muss der Hersteller in der Tat Prüfungen und Audits über sich ergehen lassen, und zwar immer wieder. Aber das wahrscheinlich für Dich einfach zu kompliziert.
Da heute Sonntag ist, belasse ich es mal dabei. (Wen’s interessiert: Alle zitierten Texte stammen von gummi-Check.de, und der Betreiber macht für diesen Müll natürlich auch noch urheberrechtliche Ansprüche geltend:

Soweit die Inhalte auf dieser Seite nicht vom Betreiber erstellt wurden, werden die Urheberrechte Dritter beachtet. Insbesondere werden Inhalte Dritter als solche gekennzeichnet.

Ja klar. Wo ist denn der Hinweis auf Amazon im Impressum, hm? GooglePlus, Facebook, Analytics, Disclaimer noch und nöcher – nur auf den eigentlichen Zweck der Website kein Hinweis. Aber: die Impressumsseite mit dem ganzen Rechtsgedödel ist die einzige ohne grammatische oder rechtschreibliche Fehler.
Oh Mann, was habe ich gelacht. Insbesondere, da mein Adblocker alle Amazon-Angebote automatisch rausgefiltert hat, und das „uBlock“-Plugin alle anderen Datensammeldienste ebenso. Was blieb übrig? Ein nacktes WordPress mit armseligen Texten…

Product Placement – geht auch für Kondome

glyde_strawberryBei uns im Fernsehen sieht man ja Kondome (wenn überhaupt) fast nur als nicht wiedererkennbare Siegelfolien; selten, dass man eine Schachtel voll ins Bild kommt (bei deutschen Produktionen eigentlich nie). Das ist natürlich der panischen Angst der Redakteure geschuldet, des „product placement“ verdächtigt zu werden, denn das ist natürlich etwas furchtbar Schlechtes (solange es nicht bezahlt ist, natürlich. Dann ist es OK.) – weshalb bestimmt Horden von Designern damit beschäftigt sind, für Serien und Filme Alltags-Verbrauchsmittel-Verpackungen zu entwickeln, die ja keinem Produkt ähneln, das tatsächlich in Deutschland verwendet wird.

In anderen Ländern sieht man das etwas pragmatischer – erstens ist für solche Späße kein Geld da, zweitens interessiert es doch ohnehin niemanden, und drittens kann man als Produktionsfirma ja vielleicht noch den einen oder anderen Taler einsparen, wenn man Firmen darauf aufmerksam macht, dass man ihre Produkt im Bild hat. Das funktioniert beispielsweise auch in Israel, wo eine Krimiserie um zwei Undercover-Ermittler einer Packung Glyde-Kondome in der Totale auftreten lässt (die Kondome spielen im weiteren Verlauf auch noch eine Rolle und werden natürlich auch benutzt, auch wenn man das nun gerade nicht so genau sieht).
(Wer sich die Folge ansehen möchte: Die Schachtel hat ihren ersten Auftritt bei Minute 1:48, eine weitere Szene ist hier:)

Manchmal freut man sich eben auch über kleine Erfolge – Glückwunsch an meinen Freund Y.S., der das Filmteam bewegen konnte, mal was anderes zu zeigen und zu nehmen als (gähn) Durex.

Nigeria Connection

Nigeria Bus PreacherNun ja, Nigeria ist für jeden, der berufsmäßig viele eMails bekommt, ja normalerweise ein Land, um das man einen großen Bogen macht; berühmt-berüchtigt durch die „Nigeria Connection“ oder den „Nigeria Scam“, und unter Komdomherstellern ist das Land wegen der vielen scheinbar aus irgendwelchen Ministerien kommenden Anfragen nach soundsoviel Millionen Kondomen auch schon so ziemlich die unbeliebteste Gegend, in die man ein Angebot schickt. Das führt dann dazu, dass man dort eben keine wirklich guten Kondome bekommt – außer Durex ist da nicht viel zu haben, wenn man von den durch die Regierung verteilten chinesischen Wundertüten mal absieht. Mit der Zeit bekommt der durchschnittliche Nigerianer also eine gewisse Allergie gegen die Allgegenwärtigkeit der Marke Durex – was dann dazu führen kann, dass Leute, denen Durex-Kondome aus der Tasche (oder, wie in diesem Fall, aus der Bibel) fallen, mal böse eins auf die Rübe bekommen:

A bus preacher was almost lynched on Saturday morning at Toyota Bus stop, in front of the popular Ladipo Spare parts market, when some condoms allegedly fell out of his bible as he preached the ‘Word of God’. […] According to an eye witness, Mr. John Mbakogu, who was on his way to his shop at Ladipo, “People were just falling as he was laying hands. One man almost fell out of the bus under the influence of the Spirit. It was amazing until he raised his hands to cast the demons out of one girl, and 2 Durex condoms fell out.”

So schreibt die Daily Post. Interessant, auf was die Leute so achten, wenn jemand predigt.