Darf man Kondome mit Füßen treten?

Ja, man darf. Vorausgesetzt, man hat das passende Schuhwerk, welches zum Kondometreten geeignet ist, natürlich. Idealerweise einen hochhackigen Damenschuh, in dessen Absatz ein passendes Fächlein für Kondome eingebaut ist. Zum Beispiel also „Platforms“ vom Aphrodite Project:

Our shoes use cutting-edge technology to help you work more safely. The Platform 001’s safety features include:
– Safety Buttons
– Audible Alarm System with a piercing audio alarm to draw attention and scare off rapists and muggers. Unlike mace or knives, it can’t be used against you.
– Hidden Safety Compartments for storing cash, house keys, and condoms.
– A GPS system.

Früher trug man Kondome in der Hosen- bzw. Handtasche. Wie altmodisch…

Moschus? Pilze? Lachs?

Gibt es eigentlich irgendeinen sachlichen Grund, warum es Kondome nicht mal mit etwas ungewöhnlicheren Aromen geben sollte? Das aufdringliche Standard-Erdbeer-Aroma aus der Chemieküche hängt einem ja mittlerweile buchstäblich zum Halse hinaus. Die übliche Früchtepalette wirkt ja auch schon ziemlich abgelutscht (pardon the pun) – also Banane, Tutti-Frutti und wie sie alle heißen. Pfefferminze, Lakritze und Schokolade decken als Ergänzung zum Obst die Süßigkeitenecke ab, und das war’s dann auch schon. Zum Gähnen langweilig. Und dann stößt man unverhofft auf so einen Text:

Es ist lecker-braun und riecht nach Moschuchs-Ochse. Oder dezent beige wie Steppengras. Wer Glueck hat, kriegt den Gummi-Űberzieher in Pink, Geschmacksrichtung: Arktischer Lachs. Besonders gefragt sind die Aromen von Rentierfell und wilden Pilzen.
Ausgefallene Kondome sind in Mode. Speziell für die Eskimo-Olympiade im kanadischen Iqaluit wurden jetzt fünf neue Geschmacks- und Farbrichtungen auf den Markt gebracht. (Herbert Bopp, Inside Canada)

Oh, da läuft einem ja das Wasser im Munde zusammen. Doch dann kommt unten, am Ende des Artikels, die Ernüchterung in Form des Veröffentlichungdatums: März 2002. Offensichtlich haben sich die innovativen Geschmacksrichtungen auch in Kanada nicht durchsetzen können. Schade. Da hat es wohl auch keinen Zweck, hierzulande typisch deutsche Aromen auf Kondome zu pinseln – etwa Sauerkraut-, Kartoffel- oder Bieraroma – oder Döner- bzw. Pizzaaroma für Kondome mit Migrationshintergund.

Montag ist Welt-Verhütungs-Tag

Am 26. September wird (von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet) der Welt-Verhütungs-Tag (world contraception day) begangen. Nun mag ja gerade jetzt sicher niemand was über Kondome hören, nachdem Unser Aller Ratzi gerade hier war (die Schlagworte „Papst“ und „Kondome“ gehören ja mittlerweile zusammen wie Butter und Brot), aber trotzdem will ich noch kurz auf die neuesten Zahlen der BzGA hinweisen:

Das Verhütungsmittel der ersten Wahl ist die Pille (53 Prozent), gefolgt vom Kondom mit 37 Prozent. Ein Vergleich mit jüngeren BZgA-Studien belegt, dass die Deutschen trotz des wachsenden Angebots an Verhütungsmethoden Pille und Kondom seit Jahren treu bleiben. An dritter Stelle folgen mit 10 Prozent die Spirale und mit ebenfalls 10 Prozent die Sterilisation. Die Spirale wird am meisten in der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre genutzt, während die Sterilisation für fast jede(n) Vierte(n) aus der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre das Mittel der Wahl ist.

Dies und mehr ist an dieser Stelle nachzulesen. Unter www.forschung.sexualaufklaerung.de lassen sich auch die beiden aktuellen Studien zur Jugend- und Erwachsenensexualität herunterladen.
Apropos Verhütung: Das Wort selbst ist ja schon seltsam. Die Wurzel ist anscheinend „Hut“ (Kleid -> Verkleidung, Zier -> Verzierung, Hut -> Verhütung), wodurch es also eigentlich bedeutet „jemandem einen Hut aufsetzen“. Vieleicht so einen lustigen Zweispitz, wie ihn Ratzi gerne trägt? Oder einen purpurroten Kardinalsdingsbums… Schade, dass es die „Ratzegummis“ von Lebenslust derzeit nicht mehr gibt… schlechtes Marketing, Leute. Gerade jetzt wären die Dinger weggegangen wie frisches Brot.

Dass einer von Bett zu Bett springt?

„Dass einer von Bett zu Bett springt“, sei die Ursache für AIDS, sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis:

Kondome hätten eine Fehlerquote von mindestens fünf Prozent. „Das heißt, wenn ich einem empfehle, Kondome zu nehmen, dann muss er immer damit rechnen, dass er zu fünf Prozent sein Todesurteil bekommt.“

Ich weiß ja nicht, wo der Mann lebt, aber so einen geschwurbelten Schwachsinn liest man sonst nur auf der letzten Bastion der Radikalkatholiken (kreuz.net).
Lieber Norbi, ein wenig Aufklärung für Dich, gell?
– „Das einer von Bett zu Bett springt“, passiert schon, seit es Betten gibt. Und vorher, als man noch auf Stroh nächtigte, sprang man auch schon gerne zur Seite. AIDS bekommt man davon nicht.
– Die häufigste Folge eines fehlerhaft angewendeten Kondoms (fast die Gesamtheit der von Dir genannten 5% sind nämlich Anwenderfehler) ist ein Kind. Du weißt doch, wie das geht, oder? Klar, 4 Kinder… (laut Eigenwerbung auf der Website). Nun könnte man ja aufgrund Deiner Formulierung annehmen, dass Kinder für Dich so etwas wie Todesurteile sind. Nicht? „Christlich“ und „sozial“ ist das jedenfalls nicht.
– Die Ansteckung mit HIV-Viren bedeutet schon lange kein zwangsläufiges Todesurteil mehr (zumindest nicht bei uns in Deutschland. Wie es bei Dir unten in Bayern aussieht, weiß ich natürlich nicht.). AIDS entwickelt sich hierzulande eher zu einem medikamentös recht gut beherrschbaren Langzeitzustand.
– Nur eine verschwindend geringe Zahl an AIDS-Infektionen ist auf fehlerhafte oder falsch angewendete Kondome zurückzuführen. Die übergroße Mehrheit der Ansteckungen passiert, weil gar kein Kondom benutzt wird.

Und was sagt uns das? Politiker ist einer der sehr, sehr wenigen Berufe, für die man keine Ausbildung braucht (angeblich auch keine Bildung, aber man soll ja nicht alles glauben). Und trotzdem kann man über alles schwätzen und findet auch noch Leute, die es publizieren.