Und noch was für den Gaumen?

So. Die angeblichen Red-Bull-Kondome sind nun – genau wie die mit „Schinkenaroma“ – weg vom Fenster; die Meldung über die Kondome mit Achaari-Aroma ist schon im herbstlichen Rascheln der verdorrenden Sommerlochblätter untergegangen – also kommt nun Karex und bringt seinerseits ein neues Aroma ins Gespräch: Nasi Lemak.
Die Singapurer Straits Times vermeldet heute entsprechend:

A Malaysian condom company is hoping to spice up sex lives with a contraceptive that tastes like the country’s ultimate comfort food – nasi lemak.
Industry giant Karex […] is now set to launch a condom inspired by nasi lemak, originally a cheap breakfast consumed at streetside stalls but which is now common across the country, including at higher-end restaurants. Karex […] spent six months carrying out tests before coming up with its nasi lemak prophylactic, which smells faintly of coconut and is coated with a warming lubricant.

Also eigentlich nur eine Kombination aus Kokosaroma (gibts schon) und Warming Effect (gibts auch schon). Reiner Werbegag, kein ernsthaftes Projekt mit Marktchancen. Kein Grund also, eigentlich, für eine Meldung – vor allem da ja Karex in der Kondomwelt eigentlich nicht so als Innovator bekannt ist, sondern eher als Raubfisch, der versucht, sich alles erfolgversprechende einzuverleiben und damit genau so oft baden geht, wenn nämlich die eigentlich innovativen und einzigartigen Produkte der aufgekauften Marken dann wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit entsorgt werden (so kürzlich bei der zusammen mit dem Herstellerbetrieb Medical-Latex aufgekauften Marke ESP, wo die interessanteren Sorten, wie z.B. die Minibar-Mischung, nun eben deswegen nicht mehr produziert werden). Innovative Aromen sind also eher nicht so die Stärken der Firma. Auch mit den groß gehypten Kondomen mit Durian-Aroma ist Karex ja schon letztes Jahr baden gegangen :-/

N.B. Die in der deutschsprachigen Variante der entsprechenden Agentur-Meldung verbeitete Behauptung, lieber Kurier.at und andere, Karex stelle „jährlich rund fünf Milliarden Kondome unter dem Markennamen Carex her“, ist schlicht falsch. 5 Milliarden Kondome insgesamt mag stimmen, aber die optisch recht bieder daherkommende Eigenmarke Carex fristet eher ein bescheides Dasein und ist beispielsweise in ganz Europa nirgends zu bekommen. Die Stärken von Karex liegen eigentlich in der Auftragsfertigung und Massenproduktion (und seit ein, zwei Jahren in der Einverleibung ehemals eigenständiger internationaler Marken wie ONE, Pasante, TheyFit, ESP – wobei nocht nicht sicher ist, ob das den Marken letzlich mehr nutzt oder vielleicht sogar schadet).

Nonconsensual Condom Removal

Unter dem Titel „‚Rape-Adjacent‘: Imagining Legal Responses to Nonconsensual Condom Removal“ erschien letzte Woche eine Abhandlung, deren Gegenstand mögliche rechtliche Konsequenzen der nicht-einvernehmlichen Kondomentfernung während des Geschlechtsverkehrs (so in etwa könnte der Titel auf Deutsch lauten) sind. Um die darin beschriebene Praxis des „Stealthing“, derer sich angeblich mehr und mehr Männer verschrieben haben, als Vergewaltigung einordnen und entsprechend rechtlich sanktionieren zu können, scheut die Autorin keine Mühe – und macht damit (sicherlich ungewollt) dieses Thema zum Mittelpunkt eines kleinen medialen Hypes (ich hatte alleine gestern und heute über 30 Treffer via Google Alerts, die diesen „neuen Trend unter Männern“ zum Thema hatten).
Eine ausführliche Beschreibung der Angelegenheit findet sich sich im österreichischen Kurier, für alle, denen das Original-Paper zu sperrig ist:

Für Bordsky stellt Stealthing einen Akt geschlechtsspezifischer Gewalt dar, der eine Reihe von Gesetzen bricht. In ihrem Forschungsbericht nennt Brodsky daher auch juristische Handlungsoptionen, auf die sich Betroffene berufen können. „Überlebende erleben echten Schaden – emotionalen, finanziellen und körperlichen – gegen den das Gesetz in Form von Schadensersatz oder der Möglichkeit Gerechtigkeit zu erfahren etwas tun kann“, schreibt Brodsky, auch wenn die Realität derzeit noch anders aussehe.

Ich äußere hier jetzt mal keine explizite Meinung dazu, das überlasse ich den „Überlebenden“ einer erlebten Kondomentfernung und den Trendscouts (es würde wahrscheinlich auch den Rahmen dieses Blog sprengen); macht Euch selbst Gedanken.