Hydrogel statt Latex?

bill-gates-condom2Materialien für Kondome gibt es ja nun nicht viele – neben dem allgegenwärtigen Latex haben wir noch Polyisopren, Polyurethan, AT-10 und – ja, was? Eigentlich nichts mehr, wenn man von Kondomen aus Lammdarm, die es tatsächlich noch gibt, mal absieht. Es wird also wirklich Zeit, mal was Neues zu probieren.
Dr. Sina Naficy und Dr. Robert Gorkin von der Universität von Wollongong (nie gehört, gibts aber wirklich, ist hier) haben sich deswegen zusammen mit ihrem Team mit sogenannten Hydrogelen beschäftigt (die bestehen eigentlich nur aus Wasser, das durch ein paar Polymerketten zusammen und elastisch gehalten wird) und diese für die Anwendung als Kondom optimiert; dafür gab es auch, verdienterweise, einen Zuschuss von Bill Gates 🙂
Den aktuellen Status der Entwicklung dieses überaus interessanten Materials findet man in einem jetzt auf YouTube veröffentlichten Bericht. Meines Erachtens könnte das was werden… ich bin gespannt.

Hut ab! Oder Hut auf? Oder lieber nicht?

Immer bombastischer werden die Versprechungen der Kondom-Erfinder – schließlich gab es ja feines Geld von Bill Gates zu gewinnen, da darf man nicht kleckern, sondern muss klotzen. Kein Wunder also, dass das kleine Hütchen, das Charlie Powell uns als Kondom der Zukunft verkaufen will, „Galactic Cap“ heißt. Galaktisch ist nicht, eher heiße Luft… denn das Funktionsprinzip ist für den durchschnittlich begabten Anwender schon einmal viel zu kompliziert. Hülle überziehen, am besten schon morgens, damit man selbige abends noch mit einem Samenfänger-Hütchen krönen kann? Abgesehen von den hygienischen Problemen dürfte das Vertrauen in die Funktionsweise nicht gerade riesig sein – ähnlich wie bei der größten deutschen Kondomerfindung, dem legendären Spraykondom.
OK, genug gelabert, hier ist das Eigenwerbungsvideo zu Eurer Erbauung:

Die Huffington Post hat noch ein paar Details, und wer immer auf dem Laufenden bleiben will, kann sich gerne galaktisch zutwittern lassen. Sollte das Teil jemals auf den deutschen Markt kommen, wird es mit Sicherheit über die Kondomotheke zu beziehen sein.

Ach, immer diese Superkondome

Langsam wird man’s müde, immer wieder von revolutionären Superkondomen zu lesen, die alles bisher dagewesene in den Schatten stellen sollen – ganz besonders während des kürzlichen Hypes um das Kondom der Zukunft – wobei es offensichtlich aber mehr um ein wenig PR und ein bisschen mehr Geld geht; zumindest lassen die prämierten Ideen (mehr ist es ja meistens nicht) nicht unbedingt eine praktikable Anwendbarkeit in näherer Zukunft erwarten, von einer Revolutionierung des Kondommarktes ganz zu schweigen.
Heute bin ich über einen sehr grenzwerigen Artikel gestolpert, dessen Inhalt sich zwar durch Verweis auf die offensichtliche Unkenntnis des Autors (und die Tatsache, dass er Kondome offenbar persönlich gar nicht mag) entschuldigen lässt, den ich Euch aber trotzdem nicht vorenthalten möchte. „Ein neues Wundermaterial für Kondome, Graphene, möchte […] Bill Gates […] wissenschaftlich weiter entwickeln lassen […]. Bis 2015 sollen die neuen Kondome an den Start kommen.“, schreibt der ungenannte Autor als Textanreißer unterhalb des Fotos eines leeren (!) Bettes, und führt im Folgenden aus:

Graphene […] habe nicht mehr eine solche große und unangenehme Reibung wie beispielsweise Latex Kondome oder anderweitige klassisches Gummis, die häufig einfach viel zu dick und dennoch zu instabil seien. Für viele reiben klassische Kondome beim Sexualakt zu stark und wirken sich damit abturnend aus – das Numero Eins Problem bei der Verhinderung von HIV und AIDS sowie Überbevölkerung in armen Ländern Afrikas oder Asiens.

Jojoho, und ’ne Buddel voll Rum. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und ich meine jetzt nicht die Rechtschreib- und Grammatikfehler oder die Unkenntnis der Tatsache, dass das Material auf Deutsch schlicht „Graphen“ heißt und eben nicht gerade für seine Elastizität, sondern eher für seine Festigkeit bekannt ist (wodurch es in der Tat sicher ein „Wunder-Kondom“ wäre, wenn man daraus ein solches fabrizieren könnte), sondern die Schlussfolgerung, das starke Reiben der Latex-Kondome oder „anderweitiger klassischer Gummis“ (!?) wäre für die Ausbreitung von AIDS und die Überbevölkerung die Hauptursache („Numero Eins Problem“).
Aber nicht nur das. Auch gegen Armut seien neue Kondome die Wunderwaffe schlechthin:

Dr. Papa Salif Sow, der Senior-Leiter des Teams gegen HIV in der Bill and Melinda Gates Foundation, erklärt das Projekt: „Neue bessere Kondome, welche endlich die Unannehmlichkeiten der bisherigen hinter sich lassen und damit den Verlust an Spaß unterbinden, wären eine starke Waffe auch im Kampf gegen Armut.“

Nun ja. Neue Produkte helfen sehr oft gegen die Armut – zwar nicht die der Anwender, aber doch zumindest die der Entwickler oder Produzenten. Aber egal, der Verfasser des Artikels wütet weiter:

Viele Kondome sind dermaßen stark verpackt, dass man, hat man Gleitgeld an den Fingern, die Teile selbst unter Einsatz aller Zähne immer noch nicht aus den Packungen bekommt. Das ist für viele ebenfalls ein Abturner Numero Zwei neben den sonstigen negativen Anwendungswirkungen vieler Kondome.

Auf die „sonstigen negativen Anwendungswirkungen“ von Kondomen wäre ich je gespannt gewesen, aber da kommt natürlich nix. Was der Typ sonst noch so ablässt, könnt Ihr ja auf Netz-Trends.de selbst lesen – jeden Schwachsinn hier noch zu zitieren würde mir den Tag endgültig verderben.
Ach so, Happy Nikolaus übrigens 🙂