500 Euro

bekam ein Mann in Österreich als Schmerzensgeld zugesprochen, weil ihn ein anderer Mann bei mehrmaligem ungeschützten Verkehr mit HIV infiziert hatte, berichtet Heute heute:

Der Beschuldigte soll zwischen November 2015 und März 2015 mehrmals ungeschützten Sex mit einem anderen Mann gehabt haben, obwohl er über die eigene HIV-Erkrankung Bescheid wusste. Die Folge: Er infizierte sein Opfer.

Der Täter bekam 15 Monate aufgebrummt. So weit, so lehrreich (vielleicht). Aber ob die 500 Euro nun wirklich als Schmerzensgeld zu bezeichnen sind, ist zumindest diskussionswürdig; bei einer Krankheit mit nicht gerade geringen sozialen (und auch finanziellen) Folgen ist das wahrlich nicht viel.
Tja… Kondome hätten geholfen. Da haben aber wohl beide (wenn auch eventuell auch unterschiedlichen Gründen) nicht dran gedacht… ohne ist eben schöner. Oder?

Kondome weg – AIDS weg. Ganz einfach.

Johoho, und ’ne Buddel voll Rum. Bei manchen Nachrichten kann man sich nur noch in Alkohol ertränken, oder Tischplatten mit der Stirn malträtieren. no-condoms-no-hiv In der kleinen indonesischen Provinz Bengkulu, von der man sonst eigentlich nie irgendwas in westlichen Medien hört, gibt es Überlegungen, den Verkauf von Kondomen auf lizenzierte Abgabestellen zu begrenzen und den Personenkreis, der Kondome erwerben darf, gesetzlich zu beschränken.
Wie der Jakarta Globe kürzlich meldete, wird diese Initiative auch von den Gesundheitsbehörden der Provinz unterstützt:

The availability of such items leads to higher rates of pre- and extramarital sex. […] Extramarital sex and drug abuse are the main factors behind the spread of HIV […]. In order the halt the deadly virus, the Bengkulu legislative council (DPRD) is currently drafting a bill that would limit the sale of contraceptives to pharmacies and other stores licensed to sell medicines. […] The hope is that without access to such means, more young people would remain sexually abstinent until they get married. For the same reason, pharmacies will also be urged to be selective in selling contraceptives.

Versuche, den Verkauf von Kondomen zu beschränken (indem sie nur noch an Ehepaare ausgegeben werden sollen, oder nicht mehr als Beigaben zu Geschenkartikel verkauft werden sollen), gibt es im mehrheitlich muslimischen Indonesien schon länger. Dies wäre jedoch das erste Mal, dass eine solche Beschränkung in Gesetzesform verabschiedet würde…

Kondome als AIDS-Killer?

Seit dem Sommer machen wieder einmal ein paar Sensationsmeldungen die Runde – Neues Kondom killt Krankheitserreger heißt es da oder First condom designed to kill HIV und dergleichen mehr.
Worum geht es? Natürlich (wie zu erwarten) weniger um ein Kondom, dass per se ja AIDS-Viren höchstens erwürgen könnte, sondern um eine mikrobielle Beschichtung namens VivaGel®, entwickelt und hergestellt von der Fa. Starpharma:

VivaGel® (SPL7013, or astodrimer sodium) has been shown in laboratory studies to inactivate up to 99.9% of viruses, including HIV, the herpes virus (HSV), and the human papillomavirus (HPV), and has been shown in various laboratory-based disease models to inhibit infection with these viruses. VivaGel® has also been shown to have antibacterial effects.

LifeStyles Dualprotect by AnsellNun ist natürlich, wie immer, nicht alles Gold, was glänzt – denn andere Untersuchungen zeigen, dass dieser Superkiller wohl auch (noch?) ein paar Nebenwirkungen mit sich bringt. So veröffentlichte die Huffington Post bereits im Juli einen Artikel, in dem es heißt:

Dr. Anna-Barbara Moscicki, a pediatrics professor at University of California, San Francisco and an HPV expert, advises caution. She researched VivaGel as an intravaginal cream for women who wanted to protect themselves from viruses without using a condom, and found that it caused mild irritation and low-grade inflammation in study participants after two weeks of twice-daily use.

Wie auch immer – das mit Vivagel beschichtete Kondom soll zuerst in Australien unter dem Namen „LifeStyles Dual Protect“ auf den Markt kommen, und zwar, wie uns seit Monaten versprochen wird, „in Kürze“. Damit ist auch klar, welches Unternehmen sich dadurch Gewinne verspricht – „LifeStyles“ ist eine Marke des Ansell-Konzerns (Manix, Mates, Condomi, Skyn…). Aber auch Ansell hat noch keine Marktzulassung für dieses Produkt – das Schachteldesign (siehe nebenstehend) ist natürlich schon fertig. Wenigstens etwas 🙂

Die Schweizer wieder. Also nee.

Lesben mit KondomDa haben die Schweizer wieder einmal eine gute Kampagne pro Kondom angestoßen – weitaus kreativer als unsere BzgA mit ihrem Mantra „Mach’s mit“ (zumindest im Moment. Kann ja noch besser werden). Aber wie die Schweizer so sind, erliegen sie natürlich auch den Verführungen der bunten Bilderwelt. Nackte Frauen wirken werbetechnisch auf die Zielgruppe „Männer“ (zumindest die heterosexuellen) nun mal immer noch stärker – also nehme man gleich zwei davon und klebe ein Kondom drüber, siehe nebenstehendes Plakatmotiv.
Das wirkt dann für eine Kampagne, die doch auch und gerade auf schwule Männer abzielt, etwas… hmnja, gekünstelt – so sehr, dass sogar der Schweizer Blick am Abend darüber ablästern muss – immerhin besteht die Bildkampagne aus einem (1) Heteropaar, einem (1) schwulen Pärchen und zwei (2) lesbischen Paaren, was proportional etwas daneben scheint – genau wie die Ausrede von Daniel Seiler, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz, die zusammen mit der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz die Kampagne unterstützt:

«Wir wollen niemanden ausschliessen, auch wenn die Gefahr einer Ansteckung bei lesbischen Paaren sehr gering ist», begründet Seiler das für eine HIV-Prävention ungewohnte Plakat-Sujet. «Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, kann es ja theoretisch sein, dass mal eine lesbische oder bisexuelle Frau mit einem Mann fremdgeht.»

(zitiert nach Blick am Abend)
Klar. Auch Schwule gehen ja mal mit ’ner Frau fremd, und Heteros müssen ja auch mal gleichgeschlechtliche Erfahrungen sammeln. Haben wir ja alle schon gemacht.
Aaaaargh.