Kondome werden wieder beliebter

Gut Ding will Weile haben, sagt das Sprichwort, und so ist es. Das gilt zum Beispiel auch für die Auswertung der Ergebnisse einer bereits im Dezember 2018 angefangenen Umfrage zum Sexualverhalten Erwachsener, die durch die BzGA veranlasst wurde.
Das (aus meiner Sicht) wichtigste Ergebnis: die Akzeptanz und Nutzung von Kondomen zur Verhütung hat weiter zugenommen:

Das Kondom gewinnt als Verhütungsmittel an Bedeutung. In den Vorgängerstudien erwies sich die sexuell aktive Bevölkerung in ihrem Verhütungsverhalten seit Jahren als sehr konstant; auf die einzelnen Methoden entfielen immer etwa die gleichen Anteile. In der aktuellen Studie manifestiert sich ein Verhaltenswandel. Die Nutzung des Kondoms ist deutlich angestiegen (plus 9 Prozentpunkte gegenüber 2011).

Weitere interessante Punkte: Gerade viele „Einsteigerinnen“ verzichten auf die chemische Belastung ihres Körpers durch Pille & Co und setzen statt dessen auf Barrieremethoden; die Sicherheit des Verhütungsmittels ist entscheidend bei der Auswahl; viele verhüten noch „doppelt“ (d.h. mit Pille UND Kondom).
Und wer jetzt auch meine übliche Meckerei wartet: Nein, ich habe mal nichts zu meckern*. Statt dessen empfehle ich den gesamten Beitrag zu lesen.

*… abgesehen davon, dass niemand erwähnt hat, dass dieses Blog eine der wesentlichen Triebkräfte für die zunehmende Akzeptanz von Kondomen ist. Hrmpf.

Kondome zu ersteigern

Ab heute geht es hoch her – die Ausstellungsstücke des ehemaligen Beate-Uhse-Erotikmuseums in Berlin, vormals im Leineweberhaus an der Ecke Kantstraße/Joachimsthaler Straße, nahe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zwischen Kurfürstendamm und Bahnhof Zoo, gelegen, seit 2014 jedoch geschlossen (und das Gebäude abgerissen), werden (noch bis zum Wochenende) versteigert, um die Schulden des mittlerweile insolventen Unternehmens abtragen zu helfen. Zu ersteigern gibt es natürlich (würde ich das sonst hier erwähnen?) auch alte Kondome, aus Schafsdarm, kunstvoll bedruckt (was seitdem bis Anfang dieses Jahrtausends niemand mehr in dieser Art gemacht* hat), mit einem Startpreis von 500 Euro – zum Beispiels dieses schöne Stück hier oder jenes (siehe Abbildung rechts). Diese Auktion ist für Liebhaber sehr zu empfehlen; etwas Kleingeld sollte man aber, wie gesagt, schon mitbringen. Nicht nur wegen der Kondome 🙂

* Vor einigen Jahren begann das junge Label Made In Love mit der Produktion von mit Kunstwerken bedruckten Kondomen. Sehr sehenswert, wenngleich auch sehr teuer.)

Müssen Kondome gekocht werden?

Toller Titel, nicht? Aber wartet, der Untertitel ist noch besser: „Ein Text über Cc Dhlcznpzvfbes und über Leonie March als auch SMS, aber auch Sáp, Quelimane, Maputo, Murela und auch über Moçambique“.
Natürlich aus einer meiner Lieblingsquellen für seriöse Informationen, dem Google Alert zum Thema „Kondom“:

Und doch: die Frage ist echt, und wurde auch schon gestellt – und beantwortet. Eigentlich geht es nämlich um diesen Text (Archiv-Version) über einen besonderen Service für junge Menschen in Moçambique:

Im Rahmen des Projekts ‚Generação Biz‘ können sich junge Mosambikaner mit ihren Fragen an Gleichaltrige wenden – anonym, per SMS. Das Angebot wird dankbar angenommen. Denn viele dieser Fragen berühren gesellschaftliche Tabus. Es geht um Sex, Drogen, Gewalt.

… und eben auch um Kondome. Gekochte und ungekochte.

„Muss ein Kondom gekocht werden, bevor es benutzt wird?“. Antonio Mate schüttelt den Kopf, aber dumm findet er die Frage nicht. Er habe dieses Gerücht selbst schon einmal gehört, erzählt der 22-Jährige. Es ist eines von vielen, die unter Jugendlichen in Mosambik kursieren. […] Der Fragesteller sitzt ihm nicht etwa gegenüber, er hat eine SMS geschickt, deren Text auf Antonios Bildschirm auftaucht. SMS Biz/U-Report nennt sich diese IT-Plattform. „Kein Kondom sollte gekocht werden, denn dadurch kann es beschädigt werden und dann ist es nicht mehr sicher“, schreibt Antonio und schickt seine Antwort ab. Der Empfänger erhält den Text per SMS und wird dem Ratschlag hoffentlich folgen.

Vielleicht sollte man so einen Aufklärungsdienst auch hierzulande einführen. Die Menge des Nichtwissens ist auch hier manchmal erschreckend groß.
(Man kann den Text übrigens nicht komplett lesen, nur den Anfang. Der Rest versteckt sich hinter einer Paywall. 99 Cent sind aber ein guter Preis, die kann man ruhig mal investieren.)

Kondome schützen besser

Wieder einmal beweist sich eine elementare Wahrheit – die einfachsten (und verständlichsten) Mittel sind of auch die wirksamsten und sichersten. Dass Kondome schützen (und zwar nicht nur vor Schwangerschaft, sondern auch vor der Ansteckung mit einigen sehr unangenehmen Krankheiten), ist leicht zu erklären und noch leichter zu verstehen.
Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Versuche, beispielsweise die HIV-Prävention anders, „besser“, morderner (und vor allem teurer) zu gestalten. Gewinner dieser Aktionen – wie beispielsweise der seit 2007 laufenden Beschneidungskampagne – sind aber meist nur wenige; vor allem nicht die, um die es geht (oder eigentlich gehen sollte).

Um 60 Prozent sinkt angeblich das Risiko für beschnittene Männer, sich bei heterosexuellem Sex mit AIDS anzustecken. Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation WHO 2007 die Kampagne zur Beschneidung von Jungen und Männern ausgerufen. Unterstützt wird sie finanziell unter anderem von der Bill & Melinda Gates Foundation. Der Vorstoß der WHO vor genau zehn Jahren galt hauptsächlich den Ländern südlich der Sahara und ging davon aus, dass 5,7 Millionen HIV-Neuinfektionen und rund 3 Millionen Tote in zwanzig Jahren durch die chirurgische Entfernung der Vorhaut verhindert werden könnten.

… schreibt Inge Wünnenberg heute im „Technology Review“ und erläutert auch einige der nicht ganz so netten Nebenwirkungen von Beschneidungen – von der nur eingeschränkten Wirksamkeit („die Beschneidung gewährt keinen Schutz bei Analverkehr“) über die körperlichen und seelischen Folgen für die Beschnittenen bis hin zur… tja, wie soll mans sagen? zur faktischen Überlegenheit des billigsten und einfachsten Schutzes (abgesehen von Abstinenz), den Kondomen 🙂
Die Schutzfunktion des Kondoms wirkt übrigens auch in beide Richtungen – egal, welcher Verkehrsteilnehmer nun infiziert ist.